
Ariassos

Auf den Ort Ariassos wurden wir durch einen Bericht in
unserer Lokalzeitung aufmerksam. Wanderfreunde aus Kemer
waren mit dem Bus über Antalya in Richtung Burdur bis
direkt hinter den ersten Pass in über 900m Höhe gefahren
und sind von dort eine kurze Strecke zu den Ruinen der
antiken Stätte "Ariassos" gelaufen. Das Foto zum Text
zeigte die Gruppe vor einem beeindruckenden Stadttor. Da
man dorthin auch leicht mit dem Auto fahren konnte, kam
Ariassos auf unsere Liste der demnächst zu besuchenden
Orte.
Aber erst mal sollte sich das Wetter etwas abkühlen und
so lange man noch Baden gehen kann, ist Joe nur schwer
vom Meer wegzukriegen. Am 11. Nov. 2010 ging es dann
schließlich los, nach Ariassos hatten wir auch noch eine
seldschukische Karawanserei (Kirkgözhan) und die Höhle
von Karain auf dem Programm, alles in der gleichen
Gegend, doch wie es mit Programmen und Planungen in der
Türkei so geht, diese weiteren Ziele werden wir wohl
erst bei einer der nächsten Touren besuchen.
Von Kemer ging es zuerst nach Antalya, dort am
Busbahnhof vorbei auf die Ausfallstraße D-650 in
Richtung Burdur/Ankara. Früher, als ich noch in Ankara
gearbeitet habe, bin ich diese Strecke sehr häufig
gefahren aber nun schon seit etwa 10 Jahren nicht mehr.
Es hat sich natürlich einiges verändert, hinter dem
Abzweig nach Korkuteli sind riesige Industrie Komplexe
entstanden. Die Strecke ist bis zu den Bergen Autobahn
ähnlich, dreispurig in jede Richtung, ausgebaut. Mit
Beginn des Anstieges zum Çubuk Beli Pass wird sie um
eine Spur schmaler und da es hier etliche große
Steinbrüche gibt, schleichen dort viele Schwerlaster den
Berg rauf und runter. Der Abzweig nach Ariassos sollte
gleich hinter dem Pass links sein, aber da die Straße
inzwischen durch Leitplanken geteilt ist, muss man erst
noch 2 km weiter fahren, um dann am nächsten Abzweig an
einem Kreisverkehr auf die Gegenfahrbahn zu kommen. Der
Weg nach Ariassos ist mit einem braunen Wegweiser
ausgeschildert. Von der Hauptstraße ist es nur noch etwa
1 km.
Schon vom Parkplatz aus konnten wir das Stadttor sehen
und wussten, dass wir hier richtig waren. Also hat Joe
den Kühlrucksack mit den Getränken geschultert, ich die
Kamera und los ging's. Die Stadt lag wohl mal an den
beiden Berghängen des V-förmigen Tales, heute sind aber
fast nur auf der rechten Seite, auf dem nach Süden
blickenden Hang, Reste von Bauwerken zu erkennen, neben
einigen Mauerstücken immer wieder Sarkophage, hier und
da eine Zisterne, ein Stück Gewölbe und jede Menge
äußerst stacheliger Büsche.
Das Stadttor ist wirklich sehr beeindruckend, aber es
ist auch das einzige Bauwerk der Stadt (so es denn eine
Stadt und nicht nur eine Tempelanlage mit Nekropole
war), welches heute noch aufrecht steht. Ariassos soll
um 189 v. Chr. gegründet worden sein und war bis ins 7.
Jh. nach Christus bewohnt. Es wurde in dieser Zeit
mehrfach durch Erdbeben erschüttert, zerstört und
schließlich aufgegeben. Möglicherweise auch darum, weil
die Wasser führenden Schichten im Berg sich verschoben
und dadurch die Quellen in der näheren Umgebung der
Stadt versiegten. Als Aussichts- und Wachtposten für die
wichtigen Karawanenstrecken der Umgebung hatte der Ort
eine gewisse Bedeutung. Bisher gab es noch keine
umfassenden Ausgrabungen in Ariassos, andere Fundstätten
in der Gegend, wie das etwa 50 km nördlich gelegene
Sagalassos, sind da wohl ertragreicher.
Unser Weg führte uns auf Ziegenpfaden ziemlich gerade
durch das Tor und immer weiter nach oben bis auf einen
Bergrücken, von dem es wieder steil nach unten ging.
Hier genossen wir die Aussicht nach Südwesten, irgendwo
weiter hinten liegt Termessos. Aber es war bei strahlend
blauem Himmel doch etwas diesig. Ein kleines Stück
kletterte ich noch mit Joe auf den bebauten Hügel, aber
während er noch ganz nach oben hinauf wollte ("Auf den
höchsten Plätzen sind immer die besten Tempel und
Gebäude...") machte ich mich ganz langsam auf den
Rückweg. Jetzt hatte ich den schon etwas leichteren
Getränkerucksack und Joe die Kamera. Bald war er aus
meinem Blickfeld verschwunden. Hinter dem vorderen
Berghang gab es noch einen etwas höheren Hügel und
irgendwo musste doch noch was von der Pracht der alten
Stadt zu finden sein.
Der Weg abwärts war auf den steinigen Pfaden schwieriger
als bergauf, man kommt leicht ins Rutschen. Irgendwie
blieb ich plötzlich mit dem einen Fuß an einer Wurzel
hängen und knallte wie ein gefällter Baum längelang auf
den Boden. Zum "Glück" dämpften einige der stacheligen
Sträucher meinen Fall, so dass ich mich nicht ernsthaft
verletzt sondern nur ziemlich zerkratzt habe. Jetzt wäre
eine Lederjacke gut gewesen, aber dafür war es einfach
zu warm. Wie gut, dass Joe die Kamera trug, die wäre
sonst platt gewesen. So rappelte ich mich wieder auf und
ging noch vorsichtiger weiter bergab.
Nachdem ich unten am Tor schon eine halbe Stunde auf Joe
gewartet hatte und mir langsam anfing Sorgen zu machen
(Muss ich jetzt wieder da rauf klettern und meinen Mann
mit gebrochenen Beinen aus einer alten Zisterne ziehen?)
kam schließlich Joes Erkennungspfiff von ganz oben am
Hügel. Also ging es ihm gut und er musste "nur noch" den
Abstieg bewältigen. Natürlich wollte er nicht den ganzen
Weg zurück laufen und kletterte lieber den ziemlich
direkten Weg bergab, der war aber nicht ganz so einfach,
wie es von oben aussehen mochte und so dauerte es noch
fast eine Stunde, bis er schließlich das lang ersehnte
kühle Efes in Empfang nehmen konnte.
Er
hatte wirklich den höchsten Punkt der Stadtanlage
erklommen und einen wunderbaren Rundumblick genossen,
allerdings machte danach der Akku der Kamera schlapp
und auch die beiden Ersatzakkus ließen nur noch einige
wenige Aufnahmen zu. Deren Lebensdauer ist
offensichtlich abgelaufen, sie werden demnächst ersetzt.
Durch diese Extratour waren wir viel länger als geplant
in Ariassos geblieben und ohne die Möglichkeit Bilder zu
machen, haben wir die weiteren Ziele des Tages aus
unserem Programm gestrichen und sind direkt nach Hause
gefahren. Diesmal nicht über die "Autobahn" sondern
durch das Städtchen
Döşemealtı.
Weitere Bilder von
Ariassos haben wir hier in der Diashow
zusammengestellt.
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