
Demre - Nikolausfeier
Obwohl Demre ja eigentlich nicht
mehr in unserem "Einzugsbereich" liegt, hat uns die Verbindung
zum Nikolaus doch gereizt, mal zu sehen, wie in dieser türkischen
Provinzstadt ein Nikolaustag begangen wird. Der Wetterbericht
sah für diesen Tag allerdings nicht gut aus und am frühen Morgen
regnete es bei uns in Kuzdere recht heftig. Bei solch einem
Wetter macht die kurvenreiche Küstenstraße beim Fahren nicht so richtig Spaß. Also haben wir uns
noch einmal umgedreht und weiter
geschlafen.
Der Regen hörte dann auf,
sogar die Sonne schien, und wir machten uns gegen 11 Uhr doch
noch auf den Weg. Vorher hatten wir bei einem uns bekannten Landtagsabgeordneten in Demre angerufen und unseren Besuch
angekündigt. Herr Karatas war begeistert und erwartete uns gegen
12:30 Uhr am Nikolausdenkmal. Von Kemer aus sind es bis Demre
gut
100 km und ab Finike ist die Straße wirklich sehr kurvenreich,
aber durch den herrlichen Blick aufs Meer wird man gut
entschädigt. Die Straße ist inzwischen gut ausgebaut und sogar mit Leitplanken versehen,
so dass wir gut vorankamen.
Der Ort Demre hat sich überhaupt erst in den
letzten Jahren zur Stadt entwickelt, vor 20 Jahren stand
hier nur ein kleines Dorf. Auf den Europäer wirkt das Städtchen
eher trist und provinziell. Man hat Häuser eben dort gebaut, wo man
gerade ein Stück Land besaß, jeder nach seinem eigenem Stil und
mit beschränkten finanziellen Möglichkeiten. Zwischen
den Häusern wurden einige Straßen befestigt und nachträglich der
Versuch unternommen, auch den immer stärker werdenden Touristenansturm
irgendwie zu den Sehenswürdigkeiten zu leiten. Für die, besonders
im Sommer zahlreich anrückenden, großen Reisebusse gibt es aber
nur einen kleinen Abstellplatz und auch die Straßen sind
eigentlich nicht für so große Fahrzeuge gebaut. Nach den
Regenfällen der vergangenen Nacht waren die Straßen mit größeren
und kleineren Pfützen übersät.
Einen Teil der offiziellen
Nikolausfeiern (ein Friedensgebet mit Vertretern verschiedener
Religionen in der Nikolauskirche) hatten wir leider schon verpasst. Für den frühen Nachmittag waren Tanzvorführungen von
internationalen Kinder- und Jugendtanzgruppen vorgesehen. Diese
Veranstaltung war auf Grund der regnerischen Wetterlage sehr
kurzfristig vom Platz an der Nikolauskirche in den Kultur
Salon von Demre verlegt worden. Dadurch war die Anfangszeit etwas nach
hinten verschoben worden und wir hatten noch Zeit für ein
schnelles Mittagessen in einem der zahlreichen kleinen Lokantas
(3 x Essen mit Getränken für sehr moderate 23 YTL). Anschließend führte uns Herr
Karatas noch an eine kleine malerische Bucht, wo hinter einer
sehr naturbelassenen Dünenlandschaft ein breiter Sandstrand zum
Baden einlädt. Diese Bucht soll demnächst auch touristisch
erschlossen und mit Hotels und Ferienwohnungen bebaut werden.
Hoffentlich betoniert man nicht alles zu, wie in anderen
Gegenden und denkt im Vorfeld auch an eine Kläranlage.
Der Kultur- und Hochzeitssalon von
Demre liegt direkt am Meer und hat eher den Charme einer
betagten Turnhalle. Wir konnten neben den Honoratioren der
Stadt Demre sowie einer Delegation der deutschen Partnerstadt
aus dem Schwarzwald, Elzach, in
der ersten Reihe Platz nehmen und von dort aus die
Tanzvorführungen beobachten und fotografieren. Hier einige Impressionen:
Zuerst traten die Gastgeber aus
Demre mit je einer Tanzgruppe der Grundschule und des Anadolu
Lisesi (Oberschule) auf. Es folgten Gruppen aus Georgien,
Rumänien und Russland. Leider wurden die Gruppen nur sehr kurz
angesagt und es gab auch keinen Programmzettel, so dass ich
nicht alle Tänzer den einzelnen Ländern richtig zuordnen kann.
Ein Solo-Popsänger mit völlig übersteuerter Musik und wenig
angenehmer Stimme und Gestik (er kannte wohl selbigen
Fachbegriff nicht) leerte den Saal schlagartig. Zahlreichen
Gästen fiel nun auf einmal ein, dass sie mal etwas Luft
schnappen müssten (mir ging es auch so). Besonderen Applaus
erhielten vier junge Akrobaten, die zu flotter Musik durch die
Luft wirbelten. Der Klang eines russischen Balalaika-Orchesters
war sowohl für türkische als auch für unsere Ohren recht
ungewohnt, aber im Vergleich zur völlig unangemessenen
Lautstärke anderer Darbietungen, von angenehmem Wohlklang. Dann trat noch eine etwa fünfjährige Solosängerin
auf, die mit klarer Stimme und viel Selbstbewußtsein ein Lied
trällerte (Schnappi ließ grüßen). Das Publikum war
begeistert und geizte bei allen Vorführungen nicht mit Applaus.
Als wir schließlich
nach fast drei Stunden Programm den Saal verließen, um vor
Sonnenuntergang noch zu den gerade entdeckten alten
Sarkophagen zu fahren, sahen wir eine bunt gemischte Gruppe auf der Straße zu den Klängen
eines Akkordeons tanzen. Hören konnten wir geraume Zeit nicht so
gut, denn der Musikpegel in der Halle war uns etwas heftig auf
die Ohren geschlagen.
Zusammenfassend möchten wir sagen,
dass es ein gelungenes Programm war, welches die kleine Stadt
Demre da auf die Beine gestellt und die Bühne gebracht hat. Es
war nur schade, dass sie so wenig Reklame dafür gemacht hatte.
Sicher hätten sich sonst viel mehr Touristen, auch aus Kemer und
Umgebung, für einen Nikolaus-Tagesausflug zur Wirkungsstätte des
Bischofs entschieden. |