Ende eines "Traumschiffes"
Wenn wir so unterwegs sind, haben
wir die Augen stets offen und die Kamera ist
sowieso immer schussbereit. Da kam uns doch neulich ein größeres
Schiff in den Gewässern von Kemer ins Visier. Es war so groß,
das es offensichtlich nicht in die Marina einlaufen konnte und
vielleicht auch nicht durfte. Es ankerte also um den 12. Januar
2007 herum in der Moonlight-Bucht. Noch haben wir uns nichts weiter
dabei gedacht. Es sollte uns dann aber bald eine große
„Schiffslaterne“ aufgehen!
Einige Tage später besuchten wir
mal wieder den nördlichen Rand der Bucht von Kemer (Kindil Cesme),
denn das Wetter war schön und Joe, dem ja vor nichts graut,
gelüstete nach einem Bade im Meer (16 Grad C, huhuhu). Daraus
wurde aber nichts, denn an der Stelle, wo wir sonst zu baden
pflegten, lag dieses „Monsterschiff“, ein etwa 30-35 Meter
langer wirklich alter „Rosteimer“, angeblich aus dem Schwarzen
Meer herüber geschippertes Fischereischiff. Wie wir den
Gesprächen mit den Leuten vor Ort entnehmen konnten wird es hier
an Land gezogen und zu einem Discoschiff (welch geniale Idee
eines Barbesitzers vom lieblichen Moonlight-Strand!!) umgebaut.
Das sollte (und soll immer noch) mitten in den Dünen des
Naturschutzgebietes erfolgen. Die Bilder sprechen für sich.
Joe, der von der Ostseeküste
stammt und auch mal bei der größten Hamburger Werft tätig war,
schlug die Hände über dem Kopf zusammen und bedauerte nur noch
„seinen“ schönen Strand. Das kann nur in einem Desaster enden
meinte er, als er der „Super-Slip-Anlage“ und den zerrissenen
Stahltrossen ansichtig wurde. Immerhin brachte unser „Kemeraner-Tageblatt“
(Kemergözcü)
einen kleinen Artikel über diese Aktion. Der nächste, natürlich
vollkommen unvorhersehbare, Wintersturm ließ das Schiff dann
vollaufen. Danach lag der Kahn auf Grund und Pumpen bemühten
sich, diesen vor dem gänzlichen Absaufen zu bewahren.
Am Sonntag, den 28. Januar, eine
Woche nach dem ersten Sturm, fegten mal wieder ein paar heftige
Böen über die Bucht und drehten das Schiff breitseits zum
Strand. Hier dümpelt es nun mit Schlagseite auf grobem Kies und
Steinen herum.
Wie wir heute erneut sehen
konnten, tut all das den Absichten das „Geisterschiff“ in den
Dünen (welch perfekte, natürlich umweltgerechte Werft)
aufzudocken, keinen Abbruch. Wer auch immer dieses Monstrum hier
an Land zu kriegen beabsichtigt, muss doch wohl ein sehr
"sonniges Gemüt" haben.
Nicht auszudenken was geschehen
kann, wenn etwa die sandgestrahlte alte Farbe sich mit Dünensand
und Meerwasser mischt, der nächste Sturm das Monstrum umkippt
oder vollkommen zerlegt. Leider scheint niemand weiter besorgt
zu sein, auch die Betreiber der unmittelbar in der Bucht
angrenzenden Hotels nicht. Schade, schade und ein dreifach "maalesef…".
Nachtrag
3. Februar 2007:
Wie lange
wird der Kahn wohl diesen Brechern standhalten?
2. Nachtrag vom 24. Februar 2007:
Die Wellen haben dem Schiff
ziemlich zugesetzt, der Rumpf ist verbeult und teilweise
aufgerissen. In den letzten Wochen ist man dem Kahn nun mit
Schneidbrennern zu Leibe gerückt. So nach und nach sind die
Aufbauten vom Schiff verschwunden und liegen am Strand. Ob das
der Anfang der völligen Verschrottung oder Teil der
Umbaumaßnahmen ist, wissen wir nicht.
3. Nachtrag vom 3. März 2007
Das war's dann wohl mit dem
Traumschiff: Es dümpeln nunmehr zwei separate Teile (zerbrochen oder mit
Schneidbrennern geteilt?) vor sich hin und reiben in
der Dünung aneinander (k-n-a-a-a-r-z). Nun müssen die Abwracker das Werk
nur noch vollenden und anschließend den geschützten Strand
wieder herrichten und säubern. Wir werden sehen und berichten!
Beim Durchstöbern des Internet nach dem
Namen des Traumschiffs "Kaptan Ali 2", stieß ich auf
einen älteren
Artikel der Kemergözcü Zeitung vom 24.06.2006. Danach war
das Schiff bereits 2005 schon einmal in den Gewässern von Kemer zugange und
wollte die am 22. Januar 2004 im Sturm vor Kemer gesunkene TOR
III (Reste des Havaristen kann man bis heute in der Bucht von
Kemer sehen) abwracken. Irgendwie verschwanden dann aber die Verantwortlichen der Bergungsfirma und dafür wurde
die Kaptan Ali 2
zeitweise an die Kette gelegt. Da sind wir ja mal gespannt, ob sich
gleiches wiederholt. Wir hoffen natürlich, dass die kemeraner
Badebucht nicht zum Schiffsfriedhof umfunktioniert wird.
15.März 2007: Das Schiff wird
endgültig abgewrackt, die Pläne für ein Diskoschiff sind mit
diesem Eimer nicht zu verwirklichen.
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