 Straßenbau in
Kuzdere

In der Nähe unseres Hauses
entstand in den letzten Jahren ein neuer Ortsteil mit etlichen
Mehrfamilienhäusern. Nun bekommen auch diese Häuser eine
richtige Zufahrtsstraße. Da es sich um die 1.Cadde d.h.
"Straße Nr.1" handelt, haben wir dies zum Anlass genommen einen
kurzen Bericht zum hiesigen Straßenbau zu verfassen.

In der Türkei werden meist erst
die Häuser gebaut und dann der Raum zwischen den Grundstücken
mit Straßen
bebaut. Das gilt insbesondere in einem Dorf, weil es keine
übergreifende und verbindliche Bebauungsplanung gibt. Wenn dann etwas
weiter hinten liegende Grundstücke bebaut werden, gibt es die
merkwürdigsten Zufahrtswege. Da muss man schon mal über direkt
über den Hinterhof eines Hauses fahren, um Freunde besuchen zu
können. Eine andere Straße in Kuzdere führt erst einspurig an
einem Bachlauf entlang, um sich später mit diesem zu vereinen.
Wenn im Winter wieder reichlich Wasser fließt, kann man einige
Grundstücke mit dem PKW halt nicht erreichen.

Da der Untergrund hier überall aus
Geröll und mehr oder weniger grobem Kies besteht, macht man sich
den Straßenbau recht einfach. Zuerst bahnt ein Grader die
Strecke, schiebt größere Steine zur Seite und gleicht die
größten Unebenheiten
aus. Dann kommt ein Sprengwagen und feuchtet die Oberfläche an.
Zuletzt fährt eine Vibrationswalze über die Strecke und
verdichtet den Boden. Schon ist eine einfache Straße fertig und
kann sofort benutzt werden. Sollte mal etwas mehr Geld im
Dorfsäckel sein, wird auch noch eine Asphaltschicht
aufgebracht. Aber soweit ist es in unserer Nachbarschaft
gegenwärtig noch
nicht.

Zuständig für die Koordination und
Ausführung von
Straßenbauarbeiten hier in der Gegend ist unser Nachbar und
Freund Turhan Anatürk. Als ehemaliger Lehrer ist er ein
Berufskollege von mir. Inzwischen hat er einen Sitz im
Parlament der Provinz Antalya errungen. Wir treffen ihn häufig
persönlich bei der Beaufsichtigung von
Straßenbaumaßnahmen und die Kamera ist dann oft bei der Hand. Er
ist ein sehr vertrauenswürdiger, ehrenwerter Mann, der sich
unermüdlich für die Belange seines Dorfes einsetzt und auch uns
ganz uneigennützig Hilfe angedeihen lässt.

Auf dem Bild rechts sieht man ihn mit erhobenen
Arm, natürlich gibt er nur ein Handzeichen und will NICHT etwa den gebückt
dastehenden Mitarbeiter verhauen! Wie aus den Bildern leicht zu
erkennen ist, strahlt er den sehr freundlichen Charme einer
türkischen
"Vaterfigur" aus. Mit seinem humorvollen Wesen, versteht er unsere Witze sehr gut und hat auch seinerseits immer Lustiges
auf Lager.

Ein neues Bauprojekt in diesem
Jahr (2007) ist der Ausbau der Straße in die Schlucht Richtung
Gedelme. Nach der Flut
im Oktober 2006 war diese an einigen Stellen stark unterspült
und teilweise weggerissen worden. Nun wird sie zur Bergseite hin
auf etwa 10 m verbreitert. Dazu müssen gewaltige Felsmassen
abgesprengt und anschließend weggeschafft werden. Einen Teil der
Steine kippt man ins Flussbett, um hier wieder aufzuschütten,
was die Fluten seit 2003 mitgenommen haben. Die größeren Felsen werden auf
LKWs verladen und talwärts gefahren. Sie sollen das Flussbett
des Agva zwischen Kiris und Camyuva befestigen und verhindern, dass
die am Flussufer erbauten Ferienhaussiedlungen und Hotels einer
erneuten Flut zum Opfer fallen. Hier
einige Bilder aus der gegenwärtigen (April 2007) Bauphase:



Der Zugang zur Schlucht ist wegen
der Bauarbeiten zur Zeit erschwert und die Straße durch schwere
LKWs ziemlich ruiniert. Nach Abschluss der
Verbreiterungsarbeiten soll diese dann Ende Mai neu asphaltiert
werden. Hoffentlich entwickelt sie sich dann nicht zu einer
nervenden
Rennpiste in die Berge!

Fortsetzung zum Thema
Straßenbau 2008 und 2009
schließlich als
Straßen-Wahlkampf.
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