
Immobilien

Wer Kemer
schätzen und lieben gelernt hat, spielt vielleicht irgendwann
mit dem Gedanken, sich hier eine Wohnung oder ein Haus mit
Garten zuzulegen. Jederzeit Urlaub in den eigenen vier Wänden
machen zu können, abseits vom Trubel der Hotels zu wohnen und
später im Ruhestand vielleicht mehrere Monate in angenehmeren
Klima als in Deutschland zu verbringen. Das sind die Träume der
Urlauber - und deshalb sind diese sehr aufgeschlossen für die
zahlreichen Angebote der vielen Makler (Emlakci - sprich
Emlaktschi).
An der
türkischen Ägäis und Riviera wurden in den letzten 20 Jahren
hunderttausende Ferienhäuser erbaut, zum allergrößten Teil
(>95%) für türkische Familien. Aber auch immer mehr Ausländer
kaufen hier Häuser und verwirklichen sich ihren Traum. Die
Türkei schien eine echte Alternative zu Spanien, Italien oder
Südfrankreich geworden zu sein. Durch einige Probleme wegen
nicht gegebener Rechtssicherheit für ausländische Käufer kam es
aber zu einem Einbruch der Verkaufszahlen. Seit dem letzten Jahr
(2008) gibt es neue verbindliche gesetzliche Regelungen.
In der Region
um Kemer sind es vor allem Engländer und Skandinavier, die
Häuser oder Wohnungen kaufen, aber es gibt auch einige deutsche
Familien. Die meisten nutzen ihr Haus nur zeitweise und haben
ihren festen Wohnsitz weiterhin im Heimatland. Nur wenige sind
ganz in die Türkei umgezogen und leben hier Sommer wie Winters.
Beides hat seine Reize und zusammengenommen ist es sehr
abwechslungsreich.
Wenn man im
Sommerurlaub die herausgeputzten Villen mit ihren großen
Wohnzimmern mit Kamin und Marmorboden, Swimmingpool und
Dachterrasse besichtigt, ist man sehr schnell begeistert. Der
Makler wird Ihnen schon klarmachen (wollen), dass es für genau
dieses Anwesen noch etliche andere Interessenten gibt, er aber
gerade für Sie den absoluten Schnäppchenpreis anbieten kann und
man sich nur ganz schnell entschließen müsste (Vorrauszahlungen
inbegriffen!). Und genau hier lauern die Fallen, die aus der
Traumvilla schnell einen Albtraum werden lassen. Welcher
Sommerurlauber kann sich schon in die winterlichen Bedingungen
dieser Region versetzen, deren feuchte Auswirkungen nur schnell
überpinselt wurden?
Wenn wir
Ihnen schon beim Kauf von T-Shirts oder der Buchung von
Tagesausflügen zu Preisvergleichen, Aufmerksamkeit und
Verhandlungsgeschick raten, so gilt das noch hundertmal mehr für
den Kauf einer Immobilie. Leute, die in Deutschland vor dem Kauf
einer Packung Eier jedes einzelne Ei umdrehen, kaufen in der
Türkei große Häuser für weit über hunderttausend Euro ohne jede
fachlich fundierte Kontrolle und juristische Absicherung. Aber
es gilt immer noch - Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser,
denn es geht um mehr als einen Gebrauchtwagen oder gar eine
Packung Eier!
Hierbei muss
man zuerst die aktuell gültige Rechtslage in der Türkei genau
kennen. Längere Zeit konnten Ausländer keinen Grundbucheintrag (Tapu)
erhalten, das Gesetz zum Verkauf von Grundbesitz an Ausländer
war außer Kraft gesetzt. Inzwischen (seit 2009) gibt es ein neues
Gesetz, dass es Ausländern unter bestimmten Bedingungen erlaubt,
Häuser und Wohnungen zu kaufen. Vor jedem Kauf muss unter
anderem von der Militärbehörde (die Zuständigkeit für die
Provinz Antalya liegt in Izmir) geprüft werden, ob die Immobilie
nicht militärischen Sperrbedingungen unterliegt. Erst nach
Bestehen dieser Prüfung, was in aller Regel etliche Wochen
dauert, kann man das Tapu erhalten. Ohne ein, auf Ihrem Namen
eingetragenes, Tapu verfügen Sie über keinerlei Besitzanspruch,
ganz egal was Ihnen erzählt wird. Ein vor einem Notar
geschlossener Kaufvertrag hat in der Türkei nicht die
Rechtswirksamkeit wie in Deutschland. Der Notar beurkundet nur
ihre Kaufabsicht. Sie können allerdings auf dem Tapu des
Besitzers eine Hypothek in Höhe des Kaufpreises eintragen
lassen, dann kann er Ihr Haus wenigstens nicht ohne weiteres an
einen zweiten oder dritten Käufer veräußern. Grundsätzlich
sollten Sie die Kaufsumme erst dann beim Grundbuchamt vor den
Augen von Zeugen übergeben, wenn Sie gleichzeitig Ihr Tapu
erhalten. Eigentlich versteht es sich von selbst, dass man
derartige Beträge nur gegen ordentliche Nachweise übergibt und
alle Verträge vor Vertragsabschluss schriftlich ins Deutsche
übersetzt vorliegen (vereidigter Dolmetscher zwingend
erforderlich!). Wir erleben aber immer wieder unglaubliche
Überraschungen, wenn Leute sich betrogen fühlen und nachher zu
uns kommen. Etwaige Rechte, die man glaubte oder hoffte zu
besitzen, sind sehr schwer einklagbar und oftmals blanke
Erfindungen windiger Geschäftemacher.
Die
Bauqualität in der Türkei und besonders in der Region Kemer
entspricht nicht deutschen Standards. Joe könnte immer wieder
heulen, wenn er sieht, wie das in Mengen vorhandene
phantastische Baumaterial so schlecht verarbeitet wird. Es
fehlen neben Ingenieuren, Polieren und Bauarbeitern praktisch
alle Leute, die fachmännisch auf dem Bau arbeiten können. Die
meisten Arbeiter haben sich nur vom Zuschauen ein paar Techniken
angenommen. Die so genannten "Usta" (Meister) machen die Arbeit
nur schon etwas länger und deswegen aber oft auch nicht besser,
wie wir am eigenen Haus erleben durften. Die allermeisten
Architekten auf die Sie stoßen sind seltsamen Stilrichtungen
verfallen, wobei das so genannte "amerikanische Landhaus"
dominiert, natürlich verziert mit türkischen Elementen, die
meistens weder der Witterung noch dem verwendeten Material
gerecht werden. Über eine praktische Nutzung solche Zierrate
können aber nur Sie selbst entscheiden.
Der Pfusch
beginnt leider oft schon bei den Fundamenten, die zu schwach und
nicht tief genug im Boden verankert sind. Die Wände sind weder
gegen Hitze noch gegen Feuchtigkeit isoliert. Ziegel werden
generell quer hingelegt, man kann durch den Rohbau hindurch
sehen. Das Regenwasser-Management fehlt meist völlig.
Elektrische Leitungen werden wild auf dem kürzesten Weg quer
über die Wände verlegt, meist ohne Erdung oder Blitzschutz. Eine
Steckdose pro Raum ist Standard - mehr gilt schon als Luxus.
Dafür werden die dünnen Leitungen mit so starken Sicherungen
"gesichert", dass diese bestimmt nicht vor dem Kabelbrand
auslösen.
Man könnte
ganze Bücher über die oft mangelhafte Bauweise schreiben. Ist
das Haus erst mal fertig, verdeckt der Putz die meisten
Bausünden. Alles sieht glatt und schick aus. Fertig ist die
„Villa“ für den arglosen Käufer, der nun noch mit Luxus wie
Marmortreppen, edlen Fliesen und Stuckdecken geblendet wird.
Dann übersieht er leicht, dass die Fliesen nicht eben verlegt
sind, die Marmortreppe kein Geländer hat und die Fenster und
Türen nicht richtig schließen. Die DIN-standardisierte Treppe
(z.B. 18 cm Stufenhöhe, konstant) ist unbekannt, so dass man
zwischen unregelmäßig wechselnden 15 cm und 30 cm Höhe alles
vorfinden kann.
Wer sich ein
fertiges Haus/Wohnung kaufen möchte, sollte vor dem Kauf
unbedingt einen unabhängigen (unbeteiligten!) Sachverständigen
hinzuziehen. Lassen Sie sich nicht in Ferienlaune zu einem
übereilten Kauf überreden. Vergleichen Sie Preise in den
türkischen Zeitungen (leicht gesagt, wenn man kein Türkisch
kann), denn von Ausländern wird gerne mal der doppelte Preis
verlangt und dabei auch mit Garantieversprechen nicht gespart.
Doch aufgepasst, mit den uns bekannten rechtlich verbindlichen
Ansprüchen hat das nichts aber auch gar nichts zu tun!
Grundsätzlich kaufen Sie alles so wie gesehen, mündliche
Versicherungen des Verkäufers sind später vor Gericht nichts
wert.
Es gibt
natürlich auch seriöse Maklerfirmen, die Sie gut und fachgerecht
beraten können, aber es gibt auch eine Menge "Hobby-Makler", die
nur auf das schnelle Geld aus sind. Wie der Kellner aus dem
Hotel, der das Haus des Schwagers seines Bruder, was dieser von
dem Onkel seiner Frau geerbt haben soll, ganz billig wegen einer
finanziellen Notlage verkaufen soll usw. usw... Auch ein Büro
mit einem Geschäftsschild und Angeboten im Fenster gibt noch
keine ausreichende Sicherheit. Von den angeblich 1000 Maklern in
der Provinz Antalya sollen nur knapp 100 amtlich registriert
sein und nur diese sind vertragsberechtigt und juristisch
verpflichtet. Aber es wollen halt viele
"Möchtegern-Hausvermittler" am großen Geschäft mit verdienen.
Um jeglichen
Missverständnissen vorzubeugen, können wir sagen, es lebt sich
gut hier und das sowohl aufs Klima bezogen, als auch im
Zusammenleben mit den Menschen. Der Kauf einer seriös
vermittelten Immobilie kann deshalb eine gute Investition sein,
muss aber sehr gut und ohne "rosa Brille" überlegt und
durchgerechnet sein.
Aus unserer
Sicht ist es am vorteilhaftesten selber zu bauen oder unter
ständiger Aufsicht nach vereinbarten Normen bauen zu lassen. Das
Geld für eine fachkundige Bauaufsicht, auf gut deutsch auch
Qualitätsmanagement genannt, zahlt sich in jedem Fall aus. Der
Ärger zur Beseitigung von Baumängeln kostet oft ein Vielfaches
verglichen mit sachgerecht ausgeführter Arbeit und auch die
Nerven werden arg strapaziert. |