
Eine
Seefahrt, die ist lustig ....

Kemer
hat auch einen bemerkenswerten Hafen, gutbürgerlich Marina
genannt. Hervorragend geschützt vor westlichen Winden liegen
hier Boote und Yachten aus aller Herren Länder, mehrheitlich um
gut (und kostengünstig) zu überwintern und dann in den
Sommermonaten die Küsten unsicher zu machen. Dabei sind natürlich
auch Edel-Yachten, für die man garantiert einige Dutzend Milliönchen
hingeblättert hat. Nach unten ist die Klassifizierung offen.

Eine Flotte von
Ausflugsdampfern - Gulet, wartet auf Kunden. Die Schiffe sind
meist Nachbauten von Segelbooten und wetteifern mit teils
abenteuerlichen Aufbauten um den höchsten Mast, angetrieben
werden sie aber durchweg von Dieselmotoren. Es sind ihrer so viele wie man auch große Hotels finden
kann, so etwa 30 bis 40 Stück, pardon Boote, selbige im Jargon
auch als „Fleischdampfer“ bezeichnet. Sie können neben
einer gecharterten Minischaluppe mit bis zu 10 Personen für
private Fahrten auch auf „Ramba-Zamba“ Tour mit 150 Leuten
anheuern und sich mit ohrenbetäubender türkischer Musik zudröhnen
lassen. Wenn wir diese Schiffe an unserem Badestrand (Camyuva)
vorbeiziehen sehen, haben wir sie bereits 5 Seemeilen vorher gehört.
Wer eine beschauliche Seefahrt bevorzugt, kann sich leicht
individuell mit einer Tour seiner Wahl versorgen.

Die
einheimische Fischereiflotte hat in der Marina natürlich nichts
zu suchen und besitzt einen eigenen Hafen versteckt hinter der
Moonlight-Bucht liegend. Wer das mehr pittoreske liebt, sollte
dort mal vorbeischauen. An dieser Stelle befand sich der ursprüngliche
Hafen von Kemer bevor die Marina gebaut wurde und die einzige
schnelle Verbindung nach Antalya über das Meer führte.

Eine
Seefahrt entlang der Küste ist auf jedem Fall empfehlenswert.
Sie haben kaum eine Chance diesen Angeboten zu entgehen. Lassen
Sie sich im Hotel nicht verrückt machen, indem man ihnen erzählt,
nur die hier angebotenen Fahrten seien sicher. Das stimmt
definitiv nicht! Natürlich würden weder deutsche Zulassungsbehörden
noch der Lloyds ihre Hand dafür ins Feuer legen, aber für
hiesige Verhältnisse herrschen strenge Regeln und alle Boote
wetteifern um höchste Standards und beste Sauberkeit. Für küstennahe
Fuhren sind alle gerüstet.

Die Route
führt der Küstenlinie folgend etwa drei
Stunden nach Süden und mit mehreren Pausen wieder
zurück nach Kemer. Man sollte also für einen Tagesausflug gerüstet
sein. Das heißt natürlich nur im mentalen Sinne und mit
Badesachen und Tauchutensilien bewaffnet, denn alles was man
sonst braucht wird an Bord gereicht. Sonne gibt es mehr als satt
manchmal auch etwas Wind. Keine Bange, „Fischefüttern“ ist
erlaubt und wer den Schaden hat spottet sowieso jeder
Beschreibung. Eine Knipse und wenn vorhanden ein Fernglas seien
ebenfalls angeraten. Es erwarten Sie fantastische Eindrücke!

Mit
etwas Vorstellungskraft kann sich jeder unterwegs ausmalen
warum dieser Küstenstreifen nachweislich bereits zur Steinzeit
bewohnt war. So auch heute noch, doch der Reihe nach.

Schon
kurz nach dem Ablegen wird der Kaptan Sie begrüßen und Ihnen
ein unvergessliches Vergnügen versprechen und natürlich viel
individueller als es all die anderen zu bieten hätten. Wir
kommen später darauf zurück.

Die
Fahrt beginnt und beim Verlassen des Hafens mit dem Anblick
eines Wracks, einem Marmordampfer, der in einer Sturmnacht im
Dezember 2003 genau an der Hafeneinfahrt dem eigentlich gut
befeuerten Riff davor zum Opfer viel. Dessen Name ist „TOR“,
ein Schelm wer Arges dabei denkt. Je nach individuellem Fahrstil
werden Sie den traurigen Überresten steuer- oder backbords
ansichtig. Nun sind wir jedenfalls bestens motiviert für die
große Seereise!

Sie
haben einen einmaligen Blick auf die Bucht von Kemer und können
die malerische Lage am Fuße der Berge bewundern.
In der Ferne kann man Antalya erkennen, bei guter Sicht auch
die eindrucksvolle Bergkette des östlichen Taurus.

Vorbei
geht’s an der Nomadenhalbinsel, die einen guten Windschutz für
die Marina bietet. Darauf befindet sich eine historische
Ausstellung, die ganzjährig kostenlos besichtigt werden kann.

Man
sieht die Moonlight-Bucht und erkennt linker Hand den
Club Med. Es ist die erste Ferienanlage, die hier von Ausländern
(für Ausländer) errichtet wurde. In der Bucht findet man einen besonders für
Kinder geeigneten sanften Sandstrand.

An der nächsten Ecke kommt ein eindrucksvoller steiler Hang in
Sicht, der von Unterwasserhöhlen durchzogen ist. Beim Näherkommen
erkennt man, dass es sich nur um Sand und Geröll handelt und
keineswegs wie erwartet um kompaktes Gestein. Erstaunlich wie
diese Klippe (geschätzte 60 m hoch) den aggressiven Winterstürmen
standhält. Hier stoppen bereits die ersten aus der Armada von
mehr als zwanzig Schiffen, die nacheinander den Hafen verließen,
um Erkundungen zu ermöglichen. In der Hochsaison sind täglich
etwa 2000 Touristen an Bord.

Hinter
der Klippe sieht man Kiris, einen Stadtteil von Kemer
auftauchen. An einer malerischen geschützten Bucht hat sich das
Nobelhotel „Kiris World“ vor 15 Jahren den besten
Platz gesichert. Dessen leuchtend weißen Bauten fügen sich wie
Schwalbennester in die Hänge ein. Danach folgt ein Hotel dem
anderen und man beginnt zu ahnen, was Bauwut und Massentourismus
anrichten können. Etwas später erkennt man ein Flussbett
welches sich aus einem weiten Tal herab windet, im Sommer
meistens trocken. Dieses bildet die Grenze der Stadt Kemer in Richtung
Süden. Es folgt ein kurzer unbebauter Küstenstreifen, den
so genannten Strand der Einheimischen. Ruhig, weitläufig und natürlich
mit einheimischem Charme.

Der
Ferienort Camyuva zeigt uns eine aufgelockerte Hotelbebauung und
wer genau hinschaut erkennt eine Standseilbahn, die zu den Häusern
der „Naturland“ Feriensiedlung hinaufführt. Auch hier
herrscht Strandleben a´la Teutonengrill vor. Bei Hobby-Surfern
ist diese Bucht wegen ihrer konstanten Winde besonders beliebt.
Leider vermiesen Parasailing, Bananenraser, Wasserscooter und
andere laute und stinkende Wassergefährte das Wohlfühlklima
(auch an Bord), na ja vielen gefällt's und andere bleiben
sowieso lieber am Pool. Doch nicht etwa der nahen all-inklusiven
Getränke wegen??

Nun
legen wir in der nächsten Bucht einen ersten Stopp ein und es
heißt alle Mann/Frau über Bord. Wer nicht nur baden will, kann auch etwas auf der
hochgelegenen Klippe herumwandern.
Es
war eine angenehme Fahrt und inzwischen weiß man auch wie viele
Nationen an Bord sind. Mit einigen Englischkenntnissen kommt man
schon weit und schließt schnell Bekanntschaften. Aber in
heutiger Zeit ist auch Russisch angesagt. Tiefer hinten in der
Bucht erkennt man einige kleine Fischerboote. Natürlich ist es
ein Geheimtipp des Kaptans. Na, kein Wunder, waren wir doch die
Ersten an dieser Stelle und wir werden sie schnell wieder
verlassen, wenn andere Boote ankommen und ebenfalls vor Anker
gehen.

Weiter
geht es an der zweitausend Jahre alten Stadt Phaselis vorüber.
Wer schon mal von Land aus dort war wird die Stelle leicht
wieder erkennen. Auch von der Wasserseite aus lässt sich erahnen
welch imposante Stadt es einst gewesen ist. Mächtige Mauerreste
krönen die Klippen zwischen den drei Naturhäfen. Eine optimale
strategische Lage, da in alter Zeit der Landweg sehr beschwerlich
war. Alexander der Große verbrachte hier den Winter 334-333
v.Chr. Viele andere Bootstouren enden in
Phaselis und so sieht man bis zu dreißig Boote in der dritten
(südlichen)
Bucht liegen und die Massen sich wälzen, im Wasser und an Land.
Es bleibt anzumerken, dass der Besuch dieser Ruinenstadt ein ausdrückliches
Muss ist, wenn man in dieser Gegend weilt!
Man sollte sich auch nicht von den 10 YTL Eintritt für die
Besichtigung abschrecken lassen.

Es
schließt sich die Bucht von Tekirova an. Hotels säumen den
Strand (kennen wir nun schon) aber das zauberhafte grün
bewaldete und abwechslungsreiche Bergpanorama entzückt das Auge
und man kann beim Tuckern des Motors und dem Rauschen der Wellen
seinen Gedanken nachhängen.

Nach
einer weiteren halben Stunde erreichen wir die Gruppe der
„Drei Inseln“. Hier wimmelt es schon von Booten, die hier
genauso wie wir zum Schnorcheln und Mittagessen rasten. Aber
unser Kaptan reizt alle seine Karten aus findet noch eine
einsame Stelle. Malerisch blau-grüne See, eben typisch „Türkis(ch)“,
Möwen schreien, man sieht Fische vom Boot aus und ganz mutige
Taucher sehen wie sich Seegurken am Grund winden. Das Essen ist
reichlich und wohlschmeckend, auch ein kühles Bier fehlt nicht.
Wir sind nun am uferfernsten Punkt und keinem ist etwas auf den
Magen geschlagen. Der Windgott meint es gnädig und wie im Fluge
vergeht die Zeit. Das ist Urlaub pur, auch wenn der Sonnengott
schon seine Opfer gefunden hat. Man sollte gerade beim
ausgiebigen Schnorcheln ein T-Shirt anbehalten.

Auf
dem Rückweg schwenken wir noch etwas südwärts und man erkennt
die Bucht von Olympos, ohne das wir so nahe kommen, um die Ruinen
am Ufer zu erkennen. Nun aber ab und zurück. Und wieder findet
sich eine leere Bucht und hinein ins Wasser. Diese Fahrt ist
nichts für Nichtschwimmer, es sein denn man will sich mit Ring
oder Schwimmweste zeigen (Kinder ausgenommen). Alle Wasserratten
kommen mehr als auf ihre Kosten - kein Wunder bei superklarem
Wasser mit einer Temperatur von mehr als 30 Grad.

Wieder
erreichen wir Phaselis und der Kaptan spart nicht mit Hinweisen,
was da zu erkennen ist. Ich gebe zu, ich hätte es nicht erkannt
und so ist es sehr lehrreich. Der Höhepunkt unserer Tour kommt,
denn unser Boot geht im ersten Hafen von Phaselis vor Anker. Es
ist das erste mal, dass ich hier ein „Touriboot“ sah und
auch kleinere waren nicht zu sehen, obwohl es am Ufer vor
einheimischen Badegästen nur so wimmelte. Alle Mann, natürlich
auch Frauen, ab ins Wasser und zur Erkundung der Ruinen an Land.
Wird wohl wieder ein Geheimtipp des Kaptans sein oder doch nur
etwas jenseits der L...? Wunderbar die imposante Kulisse aus
dieser Perspektive zu sehen. Da atmen Jahrhunderte. Es ging ein
Extralob an den Kaptan, als wir ablegen und heimwärts tuckern.
Wenn das jedes Boot machen würde, wäre es mit der Schönheit
sicher in kürzester Zeit vorbei.

Nun
geht es aber mit Volldampf (nein Volldiesel, Perkins 138 PS) zurück
nach Kemer. Die Sonne steht schon tief und so bleibt nur noch
das herrliche Panorama zu bewundern, wenn man nicht schon ein
wenig eingenickt ist. Die Beschallung ist angenehm leise und
jeder kennt nun jeden. Glück gehabt bei 15 Passagieren.

17
Uhr 30 und wir legen an. Acht Stunden beste Urlaubsstimmung, das
muss erst mal verdaut werden. So sind obige Zeilen nicht mehr
als ein Appetithäppchen, seien Sie also gespannt was Sie an
Bord erleben werden.

In
diesem Sinne Ahoi und immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel! |