
Wandern rund
um Kemer

Die herrliche Gegend rund um Kemer lädt mit ihren
bewaldeten Berghängen geradezu zum Wandern ein, um auch weit weg
vom Strand die phantastische Natur zu erkunden und zu genießen.
Fein, denkt sich der Gast, da hole ich mir an der Rezeption
meines Hotels eine Wanderkarte und los geht's. Typischer Fall
von denkste - es gibt leider keine brauchbaren Wanderkarten. Die
Türken an sich sind kein wanderlustiges Volk.
Verstehen Sie uns nicht falsch, Türken laufen unheimlich
weite Strecken, um irgendwo hin zu kommen, weil kein Bus fährt,
sie kein Auto haben und ein "Taksi" viel zu teuer ist, aber
wandern? Nur so zum Spaß? Komische Idee!
Wenn Sie an der Rezeption erklären, dass Sie wandern gehen
wollen, wird man Sie unweigerlich in die Haupteinkaufsstraße
schicken. Das kann sich das Personal, meist von weit hergekommen
und nur mit minimalen lokalem Bezug ausgestattet, noch
vorstellen - die Touristen wollen bummeln gehen, einkaufen, Geld
ausgeben, aber wandern? Warum soll jemand freiwillig laufen
wollen, der sich ein Taksi leisten kann? Und dann einfach so
durch die Gegend? Womöglich in die Berge? Viel zu beschwerlich
und auch noch gefährlich!
Wir haben schon Gäste getroffen, die es schließlich satt
hatten, immer nur die Hauptstraße rauf und runter war ihnen zu
langweilig. "Schade, dass man in Kemer nicht wandern kann. Das
nächste Mal fahren wir lieber in den Schwarzwald!" Dabei schauen
sie sehnsüchtig auf die bewaldeten Hänge und Hügel rund um
Kemer. Wär' doch zu schön, wenn man sich dort umtun und Kemer
oder die malerische Küste mal von oben beäugen könnte! Doch es
gibt leider keine durchgängig ausgewiesenen oder befestigten Wanderwege und
vor wilder "querbeetein" Kraxelei warnen wir eindringlich. Jedes
Jahr fordern die Berge (der hiesige westliche Taurus ist ein
Hochgebirge!!) ihren Tribut unter den Touristen.
Der einzige ausgeschilderte „Wanderweg“ (eigentlich ein
Pfad mit Trekkinganspruch) in der Umgebung, ist der brühmte "Lykische
Pfad", eine Wanderroute, die sich etwa 500 km lang von
Fethiye bis Antalya über das Taurusgebirge zieht und die Stadt
Kemer nur ganz am Rande (bei uns in Kuzdere) streift. Mehr was
für sehr ausdauernde und erfahrene Wanderer. Zu erkennen ist er
an den rot-weißen Markierungsstreifen an Lichtmasten, Steinen
und dergleichen. Er führt übrigens direkt an unserem Haus
vorbei, ist aber trotzdem nichts für uns "Schmalspur-Wanderer".
Solche Entfernungen "reiten" wir lieber mit dem Auto ab. Dabei
kam es auch schon des Öfteren vor, dass wir umherirrende
"Backpacker" in den Bergen aufgelesen haben, die glaubten mit
ihren einfachen Karten dem Pfad schon folgen zu können. Wenn
diese Wanderer dann ohne Türkischkenntnisse von Einheimischen
den weiteren Weg erfragen wollten, wurden sie oft in die Irre
geleitetet, denn man hat den armen Wandergesellen garantiert den
nächsten Weg zum Dolmuş (Bus) beschrieben, vom Lykischen Pfad
hat der Bauer auf der Alm noch nie etwas gehört.
Freunde von uns sind im Februar 2008 ein Stück entlang des
"Lykischen Pfades" gewandert, Anke hat uns
ihren Bericht zur
Verfügung gestellt.
Wir geben auch ehrlich zu, dass wir uns, wenn wieder einmal
Langlauffreunde, denen man anscheinend die Skier und den Schnee
geklaut hat, Stöcke wedelnd an uns vorüberziehen, ein Schmunzeln
nicht verkneifen können. Weitere Wandertouren unter dem Slogan
"auf den Spuren von Heiligen" (und davon gab es hier eine
Vielzahl z.B. den Heiligen Paulus) befinden sich ebenfalls nicht
in unserem Repertoire. Diese werden bevorzugt aus Übersee
wahrgenommen. Auch Radwandern auf den Straßen oder "cross country" ist nicht unser Thema. Dafür gibt es einschlägige
Informationen von Spezialisten.
Dabei denken wir an mehr oder weniger gemütliche
Wanderrouten in der näheren Umgebung von Kemer oder allenfalls
Teilabschnitte des Lykischen Pfades. Wir arbeiten daran, solche
für den normalen Touristen zu erschließen. Joe hat sich in den
letzten Jahren einige interessante Routen erwandert und auf
kürzeren Strecken rund ums Dorf habe ich ihn dabei sogar
begleitet. Immer eine Frage der Kondition und der Temperatur. Es
ist natürlich klar, dass es sich im Frühjahr oder Herbst am
besten wandert. Alles dazwischen ist mehr was für Hartgesottene
mit trainiertem Kreislauf und im Winter muss man schon ziemlich
wetterfest gebaut und ausgerüstet sein. An klaren Tagen wird man
dafür mit einmaligen Aussichten belohnt, die zu anderen
Jahreszeiten unmöglich sind.
Neben einigen Standardrouten (Jagdhaus,
Moonlightbucht,
Feuerwachtturm), die jeder Kemer-Reisende auch auf eigene Faust
begehen kann, gibt es weitere sehr individuelle attraktive Wege
(zwischen 2 und 6 Stunden Marschzeit) mit unterschiedlichen
Schwierigkeitsgraden. Jeder davon bietet einmalige Erlebnisse in
der Natur und Joe hat eine Menge Details parat, die auch den
längsten Weg nicht langweilig werden lassen. So harrt
auch der Hausberg von Kemer, mangels kundiger Einheimischer,
immer noch der Erstürmung, vom Tahtali mal ganz zu schweigen,
aber da gibt es ja die
Seilbahn.

Die ausführliche Schilderung einer besonderen
Klettertour durch den Canyon
des Agva-Flusses bei Kuzdere finden Sie
hier:
Von einem etwas ausgedehnten
"Osterspaziergang" auf eine Almwiese (400 m hoch gelegen) hat
Joe mir 2012 diese Bilder mitgebracht.
Noch eine wichtige Zusatzbemerkung, nicht am Rande:
Wer hier auf
Tour geht, sollte immer einige
Überraschungen einkalkulieren und von daher entsprechend
ausgerüstet sein. Feste Schuhe und lange "dornenfeste" Hosen
sowie stabile Oberbekleidung sind ein Muss, soll die Tour nicht
zur "Tortour" werden! Ein Rucksack mit angemessener Menge an
Trinkbarem (natürlich außer Alkohol!) ist ebenfalls
obligatorisch. Wer selbständig den
Schildern und spärlichen Markierungen an einigen Wanderwegen
folgt, sollte unbedingt ein aufgeladenes Handy dabei und die
Nummer vom Hotel eingespeichert haben, um sich notfalls melden
zu können. Schnell hat man sich mal den Knöchel verdreht und
hockt dann womöglich irgendwo im Wald. Das Handy kann der
Rettungsdienst dann wenigstens orten.
Seit 2019 gibt es für knapp 20 Euro eine Touristen Sim-Karte
fürs Handy, die hat max. 3 Monate Gültigkeit, dann ist sie nicht
weiter aufladbar und man braucht eine neue Karte. Beim Kauf ist
sie mit ca. 4GB und 500 Minuten in alle türkischen Netze
geladen. Damit ist man dann kostengünstig unterwegs online.
Telefonieren nach Deutschland geht nur per Sprachnachricht über
WhatsApp oder ähnliche Programme.
|