Der lykische Pfad von Kuzdere nach Mavikent -
beschrieben
von Anke
Am Nachmittag des
26. Februars 2008 ging es auf meine erste Wandertour mit
schwerem Gepäck. Der lykische Weg sollte es sein. Wie lange wir
unterwegs sein wollten und wo wir ankommen wollten, stand zu
Beginn unseres Weges noch nicht fest. Zehn Tage hatten wir Zeit.
Chris, meine Begleitung, hatte schon einiges mehr an Erfahrung
was das Wandern betrifft. Er hatte in Schottland schon Teile des
West Highland Ways bewandert und auch schon einige Touren in
Schweden und Norwegen hinter sich. Chris brachte auch die
essentiellen Bestandteile der Ausrüstung mit: Das Zelt und den
Kocher, außerdem einen 5 Liter Wassersack. Ich hatte vor der
Reise einen Wanderführer über den lykischen Weg studiert, der
die Tour aber aus der entgegen gesetzten Richtung beschrieb, als
die die wir gehen wollten. Es war also nicht so einfach die
Strecke nachzuvollziehen. Eine richtige Wanderkarte gab es auch
nicht, aber der Weg sollte größtenteils gut markiert sein, außer
teilweise die Einstiege und nach denen könnte man fragen.
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Der Start
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An diesem sonnigen
Tag starteten wir also von Kuzdere. Joe brachte uns zu dem
Einstieg, den wir alleine möglicherweise nicht gefunden hätten.
Nach einem letzten Abschiedsbild ging es sanft bergauf, mit je
20 kg Gepäck (davon insgesamt 8 Liter Wasser) eine
Schotterstraße entlang, unserem ersten Etappenziel Cirali/Olympos,
entgegen. Der Weg führte durch eine waldig/ buschige
Hügellandschaft. Rechts von uns das Massiv des Tahtali (2365 m),
links immer wieder das Mittelmeer in seiner intensivsten Farbe.
Da es beim Aufbruch schon 15 Uhr war und die Sonne gegen 17 Uhr
hinter den Bergen verschwindet waren wir nur ca. zwei Stunden
unterwegs. Dann fanden wir einen wunderschönen, idealen
Lagerplatz an einer kleinen Hütte, daneben ein Ziegenpferch aus
Steinen, in dem wir unser Zelt aufschlugen.
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Erstes Lager
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Das Abendessen
bestand aus Tütensuppe und Bulgur, danach gab es Tee, bis wir
mit Einbruch der Dunkelheit polternde Geräusche aus dem Wald
vernahmen. Wildschweine! Und wir wurden doch gewarnt! Gut.
Wildschweine fressen keine Menschen und wenn wir ihnen nichts
tun, dann tun sie uns auch nichts?! Die Vorräte wurden
jedenfalls vorsichtshalber in einen Baum gehängt und zur
Abschreckung pinkelten wir rund ums Zelt, Ratten soll das ja
abhalten. Und das Mäuerchen war ja auch noch da. Lange blieben
wir jedenfalls nicht draußen, doch zwang uns der Tee leider noch
öfter hinaus. Da kann es einem schon etwas unheimlich werden.
Trotzdem bin ich erstaunlich schnell eingeschlafen, Chris
allerdings lag noch lange wach und berichtete morgens von den
sehr nahen Geräuschen. Er hätte das Grunzen, Schnüffeln und
Poltern nicht weniger als fünf Meter vom Zelt entfernt gehört.
Mit Aufgang des Mondes haben sie sich dann wohl aber verzogen
und auch Chris bekam noch etwas Schlaf.
Der nächste Tag
begrüßte uns mir strahlendem Sonnenschein, der sogleich unser
Zelt trocknete. Eine Herde Ziegen besuchte uns noch, war aber
friedlich, der Bock nur etwas aufdringlich. Nach dem Frühstück
brachen wir auf und fanden zuerst die Markierung nicht. Es gab
auch keine, aber wir kamen der ungefähren Richtung (Süden)
folgend bald auf eine Straße. Nach unserer Karte und wie sich
später bestätigte konnte das nur die Straße zur Seilbahn des
Tahtali sein. Dort gab es auch bald wieder Markierungen. Wir
waren also richtig. Ab und an gab es auch verwirrende rote oder
schwarze Kreuze am Weg, die eine falsche Richtung anzeigen
sollte, aber sie wollten wohl nur mitteilen, dass man nicht auf
einen der abgehenden Pfade abbiegen darf. Nach vielleicht zwei
Kilometern gelangten wir an die Küstenhauptstraße, an der wir
ungern entlang wandern wollten. Nachdem wir die Wachmänner am
Straßenende passierten, die uns mit offenen Mündern und großen
Augen hinterher schauten, warteten wir also auf einen Bus.
Zuerst kamen nur Busse, die nach Finike, Kumluca und Olympos
fuhren, wir wollten aber nach Tekirova. Die hätten uns auch
mitnehmen können und an der Hauptstraße rauslassen können,
Tekirova fängt schon an der Hauptstraße an, aber aus irgendeinem
Grund wollten die Fahrer das nicht. Irgendwann kam auch endlich
ein Bus nach Tekirova. Dort angekommen kauften wir 6 Liter
Wasser (hatten insgesamt dann 10), Brot und Käse. Am letzten
Hotel von Tekirova fanden wir den "Lykia Yolu" Wegweiser –
Cirali 19 km“.
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Die schönen
Buchten |
Blick auf die
drei Inseln
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Auf dieser Etappe
liefen wir wieder auf einer Schotterstraße. Sie zog sich in
Serpentinen bergauf und bergab, führte durch wunderschöne (aber
recht vermüllte) zur Zeit recht einsame Buchten und bot
teilweise einen wunderbares Panorama. Einmal sahen wir von
weiten einen Wanderer, der und zuwinkte. Im Laufe des Tages
umrundeten wir die „Drei Inseln“.
Wir waren an dem
Tag ca. fünf Stunden unterwegs, das letzte Stück bestand aus
einem anstrengenden Aufstieg. Es wurde schon langsam Dämmerung
als wir endlich einen geeigneten Lagerplatz fanden. Es war ein
kleines Plateau, von dem wir eine weite Sicht bis in die nächste
und übernächste Bucht hatten. Unter uns bellten Hunde und wir
sahen einige zeltartige Gebäude. In der weiteren Bucht erkannten
wir viele Lichter und Häuser. Das schien wohl Cirali zu sein.
Die Nacht war diesmal ruhig, in der eher unwirtlichen Gegend
erwarteten wir auch keine Begegnungen. Nach diesem anstrengenden
Tag tat uns einiges weh und ich hatte auch endlich eine Blase am
kleinen Zeh. Ansonsten waren wir aber bester Laune und hatten
auch Lust noch weiter zu wandern.
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Blick auf die
Fischerbucht
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Zweites Lager
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Der nächste Tag
war bewölkt. Nicht nur auf das Wetter bezogen. Recht schnell
erreichten wir das erste Tal. Es waren tatsächlich Fischer, die
wir von oben gesehen und gehört hatten, denn es gab auf dem Meer
eine Fischfarm und die Arbeiter wohnten in ärmlichsten Hütten
mit einigen Hühnern und Hunden. Die Hunde konnten wir nicht
richtig einschätzen und so versuchten wir ihnen nicht zu nahe zu
kommen, gerieten dabei jedoch auf den falschen Weg. Er war auch
mit einem Kreuz gekennzeichnet, aber Kreuze hatten wir schon auf
dem richtigen Weg gesehen und wir hatten auch keine Idee, wo der
Weg sich hätte abzweigen sollen. Es tauchte auch keine rotweiße
Markierung mehr auf und der Weg führte immer weiter ins
Landesinnere. Als wir nach 1 ½ Stunden vor uns den sich immer
höher schlängelnden Weg sahen, beschlossen wir umzukehren. Der
Rückweg ging nur bergab, weshalb wir schon nach einer halben
Stunde wieder an der Bucht waren.
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Der falsche
Weg
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Diesmal gingen wir
entschlossen an den Hunden vorbei zu den Fischern, die gerade
mit Hilfe eines Treckers ein Netz ausbreiteten. Auf die Frage: „Lykia
Yolu, nerede?“ deutete einer von ihnen auf Meer und Boot. Aha.
Es existiert also nur der Weg übers Wasser? Wir waren skeptisch,
aber auch ratlos, denn wir hatten nirgends einen Pfad entdecken
können und in der zu gehenden Richtung ragte fast senkrecht ein
Berg auf ohne die kleinste Andeutung eines Pfades. Der Fischer
wollte 25 Euro von uns haben. Chris verstand erst 5 und sagte
gleich ja, aber als ich ihn darauf aufmerksam machte, wurde er
unwillig. Es war auch einfach maßlos zu viel, leider hatten wir
aber keine Wahl, das war den Fischern natürlich auch klar.
Irgendwie haben wir dann tatsächlich 40 Lira bezahlt und wurden
mit dem Boot einmal 10 Minuten ums Eck gebracht. Ich dachte mir,
die werden dadurch bestimmt auch nicht reicher und sie taten mir
auch leid unter welchen Bedingungen sie dort arbeiten müssen,
aber Chris Stimmung war echt unten und etwas konnte ich ihn auch
verstehen.
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Cirali Strand
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In Cirali ließen
wir uns erstmal an dem breiten, leeren und ausnahmsweise
sauberen Strand nieder. Hier ist der Eiablageplatz der Carretta
Schildkröte und der Strand steht deshalb streng unter
Naturschutz und man darf alle möglichen Sachen nicht.
Nachdem wir in
einem Laden unsere Vorräte aufgefüllt hatten, machten wir uns
auf den Weg über den Strand nach Olympos, wo das legendäre
Baumhausdorf sein sollte, an dem wir hofften einige
Gleichgesinnte und einen Zeltplatz zu finden. Gerade rechtzeitig
zum Feierabend des Eintrittmannes (17 Uhr) kamen wir an den
alten Mauern von Olympos an. Da es schon wieder dem Abend zuging
schauten wir uns nicht viel um sondern steuerten geradewegs auf
die Baumhäuser zu. Leider entpuppten sich die als riesige
Bugalow Siedlung. Winzige, echt schäbige Hütten und jede Menge
Restaurants und Bars reihen sich aneinander, die meisten jedoch
geschlossen. Einer sprach uns an und wollte 25 Euro pro Person
in einem der „Baumhäuser“, die einfach Häuser auf Stelzen sind,
haben. Mit Frühstück. Wir sagten wir suchen einen Zeltplatz,
aber er half uns nicht weiter.
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Eingang nach
Olympos
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Baumhausdorf
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Wir waren ziemlich
enttäuscht, irgendwie hatten wir uns das anders vorgestellt.
Irgendwann waren wir dann aus Olympos draußen und hatten noch
immer keinen Platz für die Nacht, die Dämmerung brach schon
langsam herein. Wir nahmen einen Feldweg rechts einen Hang
hinauf und fanden einen suboptimalen Platz auf einem kleinen
Plateau neben einem großen Felsen, sehr nah an zwei bewohnten
Häusern. Ich kochte noch schnell etwas und wir gingen bald
schlafen, da wir durch Licht im Zelt nicht auf uns aufmerksam
machen wollten.
Die Nacht war sehr
ruhig, am Morgen weckte uns dann der Imam mit seinem Ruf und wir
brachen auf sobald es hell wurde. Im Tal stand etwas Nebel und
an den Spitzen der Berge konnte man schon die Sonnenstrahlen
sehen, es versprach ein warmer Tag zu werden. In Olympos störten
wir eine Familie beim Frühstück um uns mit Wasser einzudecken,
die restlichen Vorräte mussten noch reichen. Wieder passierten
wir das Pförtnerhäuschen gerade rechtzeitig, diesmal vor
Dienstbeginn um 8 Uhr.
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Der versteckte
Lagerplatz
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Pfadbeginn
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Über den Fluss
zeigte der Wegweiser: „Adrasan 16 km“. Der Weg war endlich mal
ein richtiger Pfad und führte sehr steil, erst zwischen die
Ruinen, dann durch einen buschigen Wald. An diese Seite des
Berges kommt wohl selten die Sonne, denn es war eher feucht und
die Vegetation war fast wie Urwald. Es gab viele Blumen, auch
Orchideen und Lilien. Erdbeerbäume und Lorbeerbäume(?)
bestimmten den Baumbewuchs. Der Pfad war gut markiert und führte
ununterbrochen steil berauf, 4 Stunden lang. Zwischendurch
machten wir eine kleine Frühstücksrast, ansonsten hielten wir
tapfer durch. Dann begann wieder Kiefernwald, wir wendeten uns
mehr gen Westen und bekamen auf einmal einen großartigen
Ausblick auf die ganze Strecke, die wir gewandert waren, bis zum
Kemer Berg, sogar Antalya konnten wir sehen.
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Orchidee
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Urwald
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Bald darauf, um
halb zwei Uhr nachmittags erreichten wir dann unseren schönsten
Lagerplatz. Eine weitläufige Alm, mit kleiner Hütte,
Wasserstelle, Plateau mit Ausblick auf Adrasan und viele
Gewächshäuser. Vereinzelt standen dort osmanische Eichen, die
noch keine Blätter hatten, aber trotzdem eindrucksvoll
anzuschauen waren, die ganzen Wiesen waren voll von Blumen,
Anemonen und Gänseblümchen.
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Ausblick
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Unsere kleine
Alm |
Wir breiteten alle
unsere Sachen in der Sonne aus, da wir sie am Morgen recht nass
mitnehmen mussten. Ich wusch einige meiner Sachen an der Tränke,
wir wuschen uns auch endlich mal wieder richtig, sonnten uns und
beschlossen die Nacht über dort zu bleiben. Das erste und letzte
Mal hatte wir einen richtigen Sonnenuntergang, denn man konnte
dort weiter ins Land schauen und die Sonne verschwand nicht
einfach sang und klanglos hinter dem nächsten Berg wie sonst.
Wir hatten eine
ruhige Nacht im Zelt auf dem Plateau und gegen halb neun Uhr
morgens ging endlich die Sonne über dem Wald auf. Nach einem
entspannten, kräftigen Frühstück machten wir uns um halb elf auf
den Weg nach Adrasan. Ziemlich lange ging es recht steil bergab
durch Kiefernwälder an einem Bachlauf entlang, bis wir den
Talboden wieder fast erreicht hatten. Dann ging es durch
wundersame Blumenwiesen mit kleinen Mäuerchen und Bretterhütten
einen schmalen Pfad weiter am immer größer werdenden Bach
entlang. Wir sahen und hörten sich paarende Schildkröten, was
uns erheiterte. Bald erreichten wir die ersten Gewächshäuser.
Eine halbe Stunde noch gingen wir durch Gewächshäuser, bis die
ersten Pensionen auftauchten und wir endlich den schönen Strand
von Adrasan erreichten.
Das Städtchen
wirkte sehr verschlafen und der erste Market war auch nicht gut
ausgerüstet. Wir kauften nur Wasser, Nudeln und Kekse. Wir
hatten eigentlich vor wieder ein Lager etwas entfernt
aufzuschlagen, wollten aber gerne vorher etwas Frisches essen.
So ging Chris noch mal zu einem anderen Market, während ich am
Strand meine Blasen pflegte und mich sonnte. Zusätzlich zum
Gemüse besorgte Chris auch ein Pensionszimmer, 30 Lira für
beide. Da wir nicht wussten wo wir den nächsten Lagerplatz
finden würden, es schon halb drei war und wir auch etwas kaputt,
beschlossen wir eine Nacht in der schönen Bucht zu bleiben.
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Blick auf
Cavusköy/Adrasan Tal
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Blick auf
Adrasan |
Das Zimmer war so
dreckig wie der Wirt nett. Er war extrem nett. Richtig
liebenswürdig und herzlich. Das Beste an dem Zimmer war, dass es
eine Kochmöglichkeit gab und wir unseren Spiritus sparen
konnten. Ich kochte etwas mit Gemüse, wir tranken jeder ein Bier
und versuchten so lange wie möglich noch draußen zu sitzen, dann
aber mussten wir mal schlafen. Wir legten unsere Isomatten auf
das gelbfleckige Bett, bis der Wirt aufmerksam kam und uns noch
dicke Decken brachte. Er sah ganz betroffen, als er sah, dass
wir seine Kissen weggetan hatten und ging nicht eher weg, bis
ich beide Decken auf dem Bett ausgebreitet hatte. Die rochen
schwer, nach Parfüm und machten einen nicht ganz so schmutzigen
Eindruck wie der Rest der Unterkunft. Kaum war er weg, legte ich
nur eine Decke als Unterlage drunter. Wir legten uns in die
Schlafsäcke waren bemüht nichts zu berühren und versuchten zu
schlafen. Das war nicht einfach, denn plötzlich begann bei mir
alles zu jucken. Oh nein, was habe ich mir da bloß eingefangen?
Aber Chris juckte es nicht, dafür bekam er Bauchschmerzen und
Durchfall und konnte überhaupt nicht schlafen. Ich wachte immer
wieder auf und war mir irgendwann sicher, dass es keinen
wirklichen Grund für das Jucken gab, sondern es vom Ekel
herrührte. Als es endlich hell wurde, waren wir froh aus dem
Loch herauszukommen. Schnell packten wir bezahlten und wurden
herzlichst verabschiedet.
An diesem Tag
wollten wir bis zum Kap Gelidonya wandern. Auf dem Wegweiser
stand: 15 km. Anfangs war der Weg ein breiter Waldweg, der durch
Kiefernwälder führte und uns auch nach kurzer Zeit einige
perfekte Zeltplätze offenbarte. Das hatten wir nicht wissen
können. So hatten wir eben noch eine Erfahrung der etwas anderen
Art...
Nach einigen
Hirtenhütten, wurde der Weg wieder zu einem Pfad, der immer
steiler durch den Wald führte. Zügig gingen wir ca. 1 ½ Stunden
bergauf bis wir einen Kamm erreichten, von dem aus wir die Bucht
von Adrasan sehen konnten. Der Himmel war an diesem Tag wolkig
sonst hätte man einen noch weiteren Blick haben können.
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Blick nach
vorne Richtung Gelidonya |
Blick zurück |
Dann ging es eher
sanft bergab und nach insgesamt 5 Stunden machten wir eine
Mittagspause und gingen dann noch zwei Stunden weiter bis zum
Kap Gelidonya. Der Pfad führte die ganze Zeit durch eine sehr
wilde und einsame Bergwelt, als wir einmal die Markierung
verloren, wurde uns klar wie abhängig wir von den Zeichen sind,
denn wir wurden extrem schnell orientierungslos.
Glücklicherweise ist der Weg, aber eigentlich sehr gut markiert
und wir fanden ihn gleich wieder.
Wenn sich einer
von uns in dieser Gegend nur mal den Fuß verstaucht hätte, wäre
das wirklich gefährlich geworden. Man ist dort unerreichbar,
höchstens ein Helikopter kann einen retten und das auch erst
nachdem der Andere wieder 5 Stunden zurückgegangen ist.
Der ganze Tag war
schon sehr bewölkt und einige Tropfen hatten wir auch schon
abbekommen. Je näher wir dem Kap kamen umso stärker wurde auch
der Wind und am Kap wurden wir dann schon fast weggeweht mit
unseren Rucksäcken.
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Das Kap mit
Leuchtturm
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Letzter
Lagerplatz
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Nicht das optimale
Zeltlager, aber wir hatte keine Wahl. Auf der dem Wind abgewandten
Seite des Kaps schlugen wir das Zelt auf und gerade als ich das
Essen fertig hatte, begann es zu regnen. Der Wind nahm schon
Orkanstärke an, der Regen wurde an das Zelt geklatscht und die
Außenhaut des Zeltes war leider total wasserdurchlässig. Ganz
ruhig lagen wir im Zelt und waren darauf bedacht auf keinen Fall
die Zeltinnenhaut (die noch dicht war) zu berühren, als
plötzlich der Wind nachließ. Innerhalb einiger Minuten hörte es
völlig auf zu regnen und auch der Wind flaute ganz ab. Nach
einer Weile schauten wir hinaus und über uns war ein
sternenklarer Himmel, es wehte nur noch eine leichte Brise. Wir
konnten beruhigt schlafen.
Morgens erwachten
wir früh von der Sonne, die über dem Meer aufgegangen war und
auf unser Zelt schien. Es wehte kein Lüftchen, der Himmel war
blau und es wurde schnell richtig warm. Wir ließen uns Zeit mit
dem Aufbruch und setzten unseren Weg ca. um 11 Uhr fort. Wir
wollten nach Karaöz um dort mit dem Bus zurück nach Kemer zu
fahren. Die letzten drei Tage wollten wir gerne noch am Strand
in Beldibi verbringen.
Der Pfad ging
zuerst steil, dann immer leichter bergab und führte dann an der
Steilküste als breiter Feldweg entlang. Es wurden uns prächtige
Ausblicke geboten, da scheinbar die Luft durch den Sturm in der
Nacht geklärt worden war. Das Meer war intensiv türkis und lange
Wellen krachten gegen die Küste. Langsam kamen wir wieder in
bewohnteres Gebiet. Es zeigten sich kleine antike Mauerreste und
wir begegneten einer türkischen Familie beim Picknick am Strand
und einigen Fischern. Mehrmals ergab sich die Möglichkeit auf
dem Feldweg zu bleiben und nicht dem markierten Pfad zu folgen.
Der Pfad war auf jeden Fall landschaftlich der Schönere, aber
manchmal verpassten wir einfach den Abzweig.
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Blick Richtung
Kumluca |
Die steile
Küste |
Bald erschienen
auch schon die ersten Gewächshäuser und kleinere Hütten bis wir
nach einer Weile um 13.30 Uhr Karaöz erreichten. Dort sahen wir
gleich den Wegweiser, der den weiteren Weg nach Mavikent (8 km)
wies. Dort wollten wir aber eigentlich nicht mehr hin. Die Stadt
schien wie ausgestorben, es gab sehr viele Ferienhäuser und nur
ab und zu fuhr ein Auto oder Mofa an uns vorbei.
An einer
Bushaltestelle machten wir erstmal Rast und hofften irgendwie
auch auf einen Bus. Irgendwann fragte ich einen älteren Mann mit
einem Kind: "Otobus Antalya, ne zaman?", die Antwort wann ein
Bus fahren würde war eher deprimierend. Ich verstand nicht
alles, aber die Essenz war, dass von hier keiner fahren würde
und wir erst nach Mavikent, dann nach Kumluca und von dort nach
Antalya fahren müssen.
Irgendwie hatte
ich mich schon vom Wandern verabschiedet, aber nun mussten wir
doch noch einmal aufsatteln. So machten wir uns auf zum nächsten
Ort, nach Mavikent, hofften jedoch, dass wir vielleicht per
Anhalter fahren konnten, denn der Pfad führte anfangs auf der
Teerstraße weiter, die jedoch sehr einsam war. Es kamen kaum
Autos, bis auf einen Schulbus, der uns nach einigen Kilometern
entgegenkam. Der Fahrer signalisierte uns, dass er uns auf der
Rückfahrt mitnehmen würde. Wir gingen trotzdem erstmal weiter
und nach einer knappen Stunde saßen wir tatsächlich auf der Bank
des Schulbusses. Vom Bus aus war die Landschaft auch ganz
angenehm anzuschauen, vor allem war es weniger anstrengend, als
auf einer Teerstraße zu wandern. Der Weg führte noch immer an
der Steilküste entlang, bis wir nach kurzer Zeit die ersten
Ausläufer von Mavikent erreichten.
Die Stadt bestand
vorwiegend aus Gewächshäusern und dazwischen die ärmlichen
Hütten der ArbeiterInnen (wir sahen tatsächlich eine Menge
türkischer Frauen dort arbeiten). Am Küstenstreifen standen sehr
viele Eukalyptusbäume, viele der Kiefern wurden gerade entastet
und einige waren gefällt. An einem Haus wechselten wir dann den
Bus und bestiegen den Offiziellen nach Kumluca, der Fahrer blieb
der Gleiche.
Nach kurzer Zeit
befanden wir uns in einer riesigen eingezäunten Siedlung von
großen Häusern, die alle völlig identisch aussahen. Teilweise
waren sie schon fertig und bewohnt, teilweise noch im Rohbau.
Die Anlage muss mindestens drei Kilometer lang gewesen sein und
nicht ganz so breit. Der Busfahrer sagte auch irgendwas dazu,
aber ich verstand ihn leider nicht. Wir vermuteten, dass es sich
um (Ferien-) Häuser für reiche Türken und eventuell auch
Ausländer handelt. Ich weiß allerdings nicht welcher, z. B.
Deutsche, so skrupellos ist sich neben den Slums, wo die
Menschen unter schlechtesten Bedingungen leben und arbeiten
müssen, so eine Luxusvilla im Retortenstil zu kaufen. Am Ausgang
des Zaunes hielt der Bus einige Minuten und wir konnten einige
Arbeiter beobachten, die ein Schiebetor zu der Anlage
installierten. Als wir wieder fuhren, klemmte es noch immer...
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Dolmus und die
Luxussiedlung neben Slum |
Gewächshäuser |
Dann erst kamen
wir in das Zentrum von Mavikent, wo es eine Geschäftsstraße gab,
eine Schule und einiges mehr. Danach passierten wir noch eine
andere Stadt im selben Stil und hatten irgendwann einen Blick
auf das gesamte Tal, das wirklich von vorne bis hinten, bis zum
Horizont voller Gewächshäuser stand. Nach kurzer Zeit waren wir
schon in Kumluca, wo auch in dem Moment der Bus Richtung Antalya
fuhr, also auch nach Kemer/Beldibi, wo wir hinwollten.
Wir hatten eine
abwechslungsreiche Tour, die uns sehr viel Freude gemacht hat
und auf der wir um einige Erfahrungen reicher geworden sind. Am
Ende sind wir insgesamt sechs Tage unterwegs gewesen, an denen
wir ca. 70 bis 75 Kilometer gewandert sind. Die längste
Tagesetappe war wohl der erste Tag von Tekirova bis kurz vor
Cirali, wobei wir aber nicht sicher sind wie weit wir gekommen
waren und wie weit es ohne die Bootstour noch gewesen wäre. Die
anstrengendste Etappe war auf jeden Fall von Adrasan zum Kap
Gelidonya. 15 km scheinen nicht viel zu sein, aber unter den
Bedingungen: auf spitzen Felsen, schmale, teilweise extrem
steile Pfade hinauf und hinunter, waren es gefühlte 25 km...
Der lykische Weg
ist extrem einsam und führt die meiste Zeit durch ursprüngliche,
wilde Natur. Mit einer guten Ausrüstung, Instinkt und Erfahrung
kann eine Tour ein einmalig schönes Erlebnis werden. Wenn was
richtig schief geht, kann es auch sehr gefährlich werden, dass
sollte man sich bewusst sein, bevor man startet. Wir hatten
immer mehr als genug Wasser dabei, was auch wichtig und gut war,
denn man kann sich auch auf vorhandene Wasserstellen nicht immer
verlassen. Alle zwei Tage hat man auf jeden Fall eine
Einkaufsmöglichkeit und Anschluss an die Zivilisation.
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Nicht unser
Schuh |
Wir beide |
Alle Interessierten lasst euch sagen: Die Natur ist kein
Kinderspielplatz! ;)
Anke und Chris |