
Göynük - eine Stadt wächst

Die Stadt
Göynük (nichts mehr mit verträumtem Fischerdorf!) liegt an der
Hauptstraße (D-400) zwischen Antalya und Kemer und teilt sich in
zwei Bereiche. Die eigentliche Stadt befindet sich auf der
Bergseite der Fernstraße, während sich die Hotels und die
Touristen-Einkaufsstraßen auf der Meerseite befinden. In das
Stadtzentrum von Göynük gelangt man durch das imposante viel
beflaggte Stadttor. Sogar für Torwächter (Jandarma) ist Platz
vorhanden. Und damit auch jeder weiß, welche Stadt er betritt,
steht in großen glänzenden Lettern GÖYNÜK über den Torbögen. Das
neue Gebäude der Stadtverwaltung wurde kürzlich in Betrieb
genommen. Schräg gegenüber befindet sich eine kurz vor der
Vollendung stehende Moschee mit zwei Minaretten, die sich
mächtig über die bereits bestehenden Moscheen hinaus reckt.

Links vom
Stadttor hat man direkt neben der Hauptstraße einen Teegarten
mit kleinen schattigen Pavillons, Blumenbeeten und Wasserspielen
angelegt. Hier kann man sitzen, Tee trinken, Palavern und dem
vorbeirauschenden Verkehr zusehen. Natürlich durfte auch ein
Uhrenturm nicht fehlen, der durch die Ecke einer sehr modernen
Dachkonstruktion himmelwärts ragt. Zumindest wird niemand diesen
schlanken Turm für einen Kirchturm halten. Rechts vom Stadttor
steht ein in sich verschlungenes Gebilde, welches wie die
Momentaufnahme eines Mikadospiels aussieht.

Hinter dem
Stadttor führt eine breite vierspurige Straße etwa 200m
geradeaus zu einem großen Kreisverkehr. Hier zweigt nach links
eine weitere breite vierspurige Straße ab, meistens herrscht
hier gähnende Leere, bis auf freitags; da findet hier der große
Göynük-Markt (Textilien, Leder etc.) für Touristen statt. Da es
in Kemer keinen solchen Märkt mehr gibt, ist der Andrang in der
Saison recht groß. Den eigentlichen Wochenmarkt der
Einheimischen mit Obst, Gemüse und Haushaltswaren findet man in
den Nebenstraßen rechts vom Kreisverkehr etwa 50m hinter dem
neuen Bürgermeisteramt. Hierher verirren sich nur noch wenige
Touristen. Doch gerade der Bummel durch die Straßen und Gassen
abseits der neuen Hauptstraßen lohnt sich für diejenigen, die
etwas "normale" Türkei kennen lernen und nicht nur auf den für
Touristen angelegten Promenaden wandeln wollen.

Um einem mehr städtischem Ambiente mit „mondänen“
Einkaufsmeilen zu entsprechen wurden die etwa 250 Läden an der
Straße zum Meer (altes Fun & Shopping Center)
abgerissen. Anstelle der ohne Genehmigung errichteten Holz- und
Wellblechbuden wurden zweistöckige Geschäftshäuser gebaut. Sieht
moderner aus, aber das alte farbenfrohe „original Türkei-Feeling“
ging verloren. Die Ladenmieten sind viel höher und werden auf
die Preise umgeschlagen. Der alte „Dorfbasar“ hinter dem
Bell-Vista-Hotel, für viele der Inbegriff für türkisches
„Verkaufsgebaren“, wurde in diesem Jahr ebenfalls abgerissen.
Also gibt es keine Alternativen (außer dem Wochenmarkt) der
Shoppingmeile und den dortigen Verkäufern zu entgehen: "Hallo
Herr Bürgermeister, ganz billig, nur mal schauen usw. usw…". Mal
sehen, wie das neue Ambiente angenommen wir. Leider wurde das
einzig originäre Projekt (computergesteuerte Laser-Steinfräsen
machen solche Feinarbeiten heute erschwinglich) bisher nicht
fertig gestellt. Den Auftraggebern ist wohl trotzdem das Geld
ausgegangen. Es hätte das „high-light“ werden und positiv aus
dem pseudo-antiken Beton-Einheitsbrei hervorstechen können.
Unsere Bilder sollen einen kleinen Anblick vermitteln, nur
selber schauen ist besser!

Direkt am Meer erstreckt sich über mehrere Kilometer eine
schier unendliche Reihe von Hotels, eins neben dem anderen,
jedes in sich abgeschlossen und ohne viel Verbindung zum Umland.
Eine Übersicht bietet ein Luftbild der Stadt Göynük, das wir von
einer Info-Tafel abfotografiert haben. Da die Hotels fast alle "all-inclusive"
anbieten, wagen sich auch nur wenige Gäste überhaupt raus.
Verstärkt wird dieser Trend noch durch einige Reiseleiter, die
ihren Gästen erklären, es wäre ja viel zu gefährlich auf eigene
Faust loszuziehen und sie sollten doch besser nur die von ihnen
angebotenen Tagesausflüge (mehrheitlich verkappte Kaffeefahrten)
buchen. Das wird den Touristen nicht nur in Göynük, sondern auch
in vielen anderen Ferienorten erzählt.

Im Winter
2005/2006 verwandelte sich ein Teil der Hotelmeile in eine
riesige Baustelle. In zweiter Reihe wurden weitere "5-Sterne"
Anlagen hingeklotzt. Das Tourismus Ministerium hatte diese
Gelände für die Hotelbebauung freigegeben. Die größten Projekte
sind inzwischen fertig und seit 2007 in Betrieb. Inzwischen wird
an anderen Stellen wieder gebuddelt und betoniert, mehr dazu auf
unserer neuen Seite zur
"Baustelle". In diesem Jahr (2012) hat man nun
auch das letzte freie Grundstück am Strand mit einem großen
Hotelneubau abgeriegelt. Das Kilikya Hotel wurde ausgebaut,
Bilder dazu
gibt es hier.

Und jetzt,
wo die großen Hotels fertig sind, erkennen die Einwohner von
Göynük plötzlich, dass ihnen mit diesen auch ihr öffentlicher
Strand fast ganz genommen wurde. Erst vor einigen Jahren hatte
die Stadtverwaltung das Gelände auf längere Zeit gemietet und
hier Duschen, WCs und eine kleine Bühne für Veranstaltungen
errichten lassen. Dazu muss man wissen, dass für die
einheimischen Familien ein Tag am Meer nicht darin besteht, auf
gemieteten Liegen stundenlang in der Sonne zu braten. Lieber
macht man mit der ganzen Familie Picknick unter schattigen
Bäumen in der Nähe des Strandes. Und wenn man sich direkt ans
Wasser setzt, dann wird dafür alles Benötigte mitgebracht:
Teppiche, Sonnenschirme, Grill, Teekocher, Gummitiere und
anderes Planschspielzeug für die Kinder usw., da reichen die
mietbaren 2 qm Liegenplatz nicht aus. Außerdem würde sich ein
türkischer Familienvater mit den Seinen auch nicht unbedingt
direkt neben die oft barbusigen Touristinnen platzieren.

Immerhin
hat der Bürgermeister durchgesetzt, dass die nagelneue
Fußgängerbrücke eines 5-Sterne-Hotels von allen Bürgern benutzt
werden darf, also auch von den Touristen anderer Hotels. Wir
empfehlen diese Gelegenheit ausgiebig zu nutzen, um gefahrlos
ans Meer gelangen zu können. Ob den vielen kleinen Pensionen
dort auch „Strandrecht“ eingeräumt wird, haben wir noch nicht
erkundet.

Über den ruinösen Preiskrieg im "all-inklusive-Tourismus"
am Beispiel von Göynük berichtet "Die Zeit" in einem Artikel vom
4.9.2008:
Urlaub
satt!

Mehr zu Göynük finden sie noch auf
unserer Seite zur
Göynük-Schlucht.
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