
Göynük - Schlucht
Am
nördlichen Ende von Göynük (Richtung Antalya) mündet ein Fluss
ins Meer, der aber im Sommer regelmäßig austrocknet. An der vom
Meer aus gesehen rechten Seite des Flussbettes verläuft im
unteren Bereich ein Wanderweg, jetzt teilweise gepflastert und
auch mit dem Auto befahrbar, der an der Brücke zwischen Beldibi
und Göynük beginnt. Er führt einige Kilometer durchs Tal und
endet schließlich im berühmten Göynük-Canyon. Ali, der Besitzer
von "Alis Garten Cafe", hatte diesen Weg vor Jahren ausgeschildert
und auch einige Brücken und Stege gebaut, um den Touristen den
Weg zu erschließen. Inzwischen ist der eigentliche Canyon
verpachtet und der Besuch kostet Eintritt. Wer auf seinem Weg an Alis Cafe vorbeikommt
(im Hochsommer geschlossen, da wandert ja auch niemand), sollte
unbedingt mal reinschauen, leckere „sigara börek“ genießen und
sich die Sammlung seiner Flaschenkürbisse anschauen. Die wachsen
hier nämlich in ganz eigentümlichen Formen.
Eine
Regenflut im Dezember 2003 hat allerdings weite Strecken des
gebahnten Weges wieder ins Meer gespült. Stellenweise muss man
durchs Wasser waten, also unbedingt wasserfeste Badeschuhe
mitnehmen. Auf gar keinen Fall sollte man allerdings versuchen
alleine und ohne Bergsteigerausrüstung höher in die Schlucht
hinauf zu klettern oder gar einen Weg von den Bergen bei Ovacik
hinunter ins Tal zu finden. Die Flut war im oberen Teil
verheerend und die Wanderkarten sind veraltet, der alte Weg
existiert heute nicht mehr. Der Wegweiser "Göynuk Yaylasi" weist
auf die Alm von Göynük hin und nicht auf den Ort im Tal.
An einer
Stelle kann man den Canyon bei höherem Wasserstand nur
schwimmend oder zumindest brusttief im eiskalten Wasser watend
durchqueren. Hier trifft man in der Wandersaison oft einen
"Fährmann" an, der Touristen auf einem Kunststoff-Floß über
diese Stelle zieht. Allerdings hat dieser Service einen recht
hohen Preis und wer glaubt den Unternehmer gnadenlos
runterhandeln zu können, sieht sich dann auch schon mal auf
halber Strecke auf einer Sandbank ausgesetzt (Don't pay the
ferryman before...).
Wir
möchten an dieser Stelle auch ausdrücklich auf die Gefahren beim
unbedarften Rumklettern in den Bergen hinweisen. Auf den
"Kletterbildern" kraxelt unser Enkel nur direkt am Weg und auch
nicht mehr als 2 m hoch, so können Fotos täuschen! In Sommer
2005 sind aber z.B. drei Menschen bei dem Versuch ohne alpine
Ausrüstung, Seile und Sicherung durch die Schlucht zu klettern,
abgestürzt und zu Tode gekommen. Ende Juni des Jahres war es ein
einzelner Bergsteiger aus der Nähe von Dresden, der nach dem
Besteigen des Tahtali auch noch die Göynük Schlucht ganz alleine
bewältigen wollte - seine Leiche konnte in dem unwegsamen
Gelände erst nach 10 Tagen gefunden werden. Ende August 2005 ist
ein junger Deutscher, der mit Freunden unterwegs war,
abgerutscht und mit dem Kopf auf einen Felsen geprallt - er war
sofort tot. Nur vier Wochen später musste wieder eine
Rettungsmannschaft aufgestellt werden, um nach einem belgischen
Touristen zu suchen. Auch er konnte nach mehreren Tagen leider
nur noch tot geborgen werden.
Die
Rettungstrupps treffen unterwegs immer wieder Touristen, die in
Shorts und Badelatschen auf dem Weg in die Berge sind. Es
kursieren auch immer noch fotokopierte Karten von angeblichen
Wanderwegen durchs Gebirge. Diese "Wanderwege" gibt es oft nicht
mehr, den alten Karten zu folgen ist daher leichtsinnig! Die
Gefährlichkeit des westlichen Taurus wird oft unterschätzt, man
sollte sich unbedingt an gebahnte Wege halten und niemals
alleine losziehen. Die Wege sind sehr steinig und es kommt
nach jedem Regenfall zu größeren oder kleineren Bergrutschen.
Steine können sich jederzeit aus dem Hang lösen und auf die
Wanderer fallen. Festes Schuhwerk, ein Handy oder wenigstens
eine Trillerpfeife im Gepäck können Schlimmeres verhüten.
Wer den richtigen Canyoning-Kick sucht, dem bleibt also
nur, eine solche Tour mit Führer und gestellter Ausrüstung zu
buchen (ca. 60€) oder mit Joe mal den „downhill“ im
Agva-Canyon
bei Kuzdere zu wagen. Inzwischen hat er sich von der Tortur so
gut erholt, dass er wieder mal losziehen möchte. Entscheidend
für den „thrill“ ist der jeweilige Wasserstand. Bei Joe wird
jedenfalls nicht mit versteckten Leitern zum Überwinden der
Katarakte getrickst!
Wir wollen
auch auf die Zeckenplage hinweisen. Die Populationen der
"Zeckenfresser", hauptsächlich Vögel wie Perlhuhn oder Fasan
sind fast gänzlich den hiesigen „Jagdbräuchen“ zum Opfer
gefallen. Wenn Joe wandern geht, dann nur mit festem Schuhwerk,
Strümpfen und langen dornenfesten Hosen. Zugegebener Maßen
begrenzt das die Wandersaison witterungsbedingt auf Ende Oktober
bis ca. Ende Mai.
In diesem
Sommer (2008) hat die lange anhaltende trockene Witterung
verbunden mit der Unachtsamkeit der Besucher auch im Canyon von
Göynük und dessen Nebentälern bereits mehrfach zu Waldbränden
geführt. Angesichts der Tatsache, dass weder Menschen noch
Sachwerte bedroht waren, hat man diese kontrolliert ausbrennen
lassen. Löschen konnte man in dem unwegsamen Gelände nur aus der
Luft, es macht keinen Sinn, womöglich das Leben der
Feuerwehrleute zu riskieren und sie mit Schläuchen in die
Steilwände zu schicken. Das sollte jeden Touristen (aber
natürlich auch Einheimische) gemahnen sich im Wald so zu
verhalten, wie es die erhöhte Feuergefahr gebietet. Bei
Deutschen setzt man Disziplin offensichtlich voraus, weshalb die
neuen Hinweisschilder ("Kein Feuer machen im Wald"), welche
jüngst vermehrt am Beginn von Waldwegen aufgestellt wurden,
keinerlei Hinweise in deutscher Sprache haben.
Leider
werden sich die Fluten nach stärkeren oder längeren Regenfällen
nun noch heftiger zu Tal wälzen. Aber es wird schon nichts
passieren: Bir
şey
olmaz, wie man mit türkischer Zunge sagt. Schließlich wird ja
auch gerade ein neues
Hotel im Flussbett gebaut!
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