
Neues vom Strom
- Februar 2009

Nachdem unser erster Bericht über
den hiesigen Strom (dem elektrischen) und einige damit
verbundene Begleitumstände, nun doch schon einige Jahre
zurückliegt, ist es an der Zeit Neues zu berichten. Dabei kann
ich, Joe, gut an die Story mit dem USV-Gerät (näheres
hier) anknüpfen, spielt es doch
erneut eine bedeutende Rolle. Wir glauben, dass die Beschreibung
der Bereitstellung und Anwendung dieser modernen Energieform als
nette Hintergrundinformation für Touristen geeignet ist und
bauen darauf, dass der geneigte Leser eigene Schlüsse ziehen
wird.

Hier nun meine Schilderungen,
halbwegs in chronologischer Reihenfolge aufgeführt:

Es hat sich in unserer
unmittelbaren Umgebung viel getan, um die Versorgung mit dem
lebenswichtigen „Elixier“ Strom allgemein zu verbessern und im
Wesentlichen ausfallfreier zu gestalten. Das begann vor ca. 2,5
Jahren mit der kompletten Erneuerung der Leitungen des
Niederspannungsnetzes, welches uns unmittelbar versorgt. Sehr zu
unserer Freude erhielt vor einem Jahr auch der Sicherungskasten
am Trafo vor unserem Haus endlich einen ordentlichen Verschluss,
so dass nun nicht mehr jeder „Dorftr…“ daran herumspielen kann
und auch niemand mehr wegen der offen stehenden Türen gefährdet
wird. Die Anzahl plötzlicher und unerwarteter Stromausfälle
wurde dadurch in etwa halbiert. Das letzte „Bisschen“ kommt aber
immer noch genauso urplötzlich über uns, muss doch zur Behebung
irgendeines Problems im Stromkreis am anderen Ende der Straße
die gesamte Zuleitung zum Trafo abgeschaltet werden, „mit ohne
Vorwarnung“ natürlich! Da weiß man als Computerfreak eine
arbeitsfähige USV sehr zu schätzen!

Danach herrschte einige Zeit
relative Ruhe an der „Elektrofront“, denn wir waren vorgewarnt
und entsprechend gewappnet. Neben den schon im ersten Bericht
erwähnten Fehlerstrom-Schutzschaltern haben wir bei wichtigen
Geräten auch noch Überspannungs-Schutzstecker eingesetzt. Ab und
zu war der Strom halt weg und/oder die Sicherungen lösten aus.
Die elektrischen Geräte versahen ansonsten brav ihren Dienst und
auch die inzwischen elektrische Heizung mit den
Wärmewellengeräten läuft gut. Die Gasheizer stehen aber noch als
Reserve bereit. Drei, wegen eifriger Nutzung des hiesigen
Superangebotes an Zitrusfrüchten, durch meine Hand inzwischen
„abgewürgte“ elektrische Saftpressen trüben die Bilanz nur
marginal. Im Moment versuche ich mich an der Vierten, mal wieder
eine aus türkischer Produktion.

Als es uns im Herbst vergangenen
Jahres (2008) dann schließlich doch zu bunt wurde mit der
Flackerei und dem Herausfliegen von Sicherungen, sandte Ina
einen Notruf an die örtliche Reparaturstelle der TEDAS
(Energieversorger) doch bitte mal unseren Hausanschluss zu
überprüfen. Die Überraschung war groß, denn die Reparatur
(neue Klemmen) erfolgte prompt innerhalb von ca. zwei Stunden.
Diese halten bis dato durch, auch wenn sich am ortsüblichen
„Verdrahtungsschema“ nichts geändert hat. Ich vermute, dass man
bei der Erneuerung der Leiterseile keine neuen Schellen für die
Hausanschlüsse eingesetzt hatte, was wegen unterschiedlicher
Oxidation, besonders an Bauteileilen aus Aluminium, Kontaktprobleme
bereitet.

Bei unseren Touren in der Umgebung
(Kamera stets griffbereit) blieb uns der Bau einer neuen
Hochspannungstrasse über die Berge in Richtung Antalya nicht
verborgen. Seit ca. einem Jahr wird diese Trasse parallel zur
bestehenden errichtet und wir können hoffen, dass sich die
Stromausfälle wegen der Überlastung der alten Leitung demnächst
weiter verringern werden. Dazu sollte man wissen, dass sich die
Preise für Klimaanlagen in den letzten Jahren mehr als halbiert
haben. Das hat natürlich auch bei uns dazu geführt, dass wir für
das Haus eine zweite angeschafft haben, man wird ja nicht
jünger! Wer unsere Seiten verfolgt hat, kann in etwa einschätzen
was die vielen Hotelneubauten an Energie verbraten.

Innerhalb von Kemer wurden
inzwischen etliche Stromleitungen unterirdisch verlegt. Dafür
sind dann schlagartig ganze Stadtteile tageweise vom Netz
getrennt worden. Im Moment scheint Beldibi an der Reihe zu sein,
denn am 02.02.2009 war im
Kemeraner Tageblatt (Kemergözcü) zu lesen, dass ausgerechnet an diesem
Tage in Beldibi für nur 10 Stunden der Strom abgestellt wird.
Als es uns im letzten Jahr auch so lange betroffen hatte war die
Vorwarnzeit öfters ebenso gleich Null.

Die eigentliche Initialzündung, im
wahrsten Sinne des Wortes, zum Schreiben dieser neuen
„Stromgeschichte“, erlebten wir im Dezember 2008 als die
„Strömungsverhältnisse“ wieder einmal verrückt spielten. Die
Wohnzimmerlampe (100 W-Glühlampe) schimmerte plötzlich nur noch
„kerzenflau“ und flackerte seltsam. Da half nur eines –
aufspringen und Fernseher usw. schnell vom Netz trennen, gut
vorbereitet geht das per Schalter in der lokalen
Verteilerleiste. Wenige Sekunden später strahlte besagte Lampe
grell auf und dann brach das Netz zusammen, halt flau wie
Flaute. Von unserem großen Glück ahnten wir zu diesem Zeitpunkt
noch nichts. Erst einmal verabschiedete sich bei Wiederkehr des
Stromes die Glühbirne unserer Wohnzimmerlampe mit mäßigem Blitz
und leichtem „Puff“. Als Ina die USV an ihrer Computeranlage
einschaltete, kam die große „Erleuchtung“ denn die
Überstromsicherung der ersten Etage reagierte mit einem
wohlbekannten „Plop“ und nichts war da mit Internet und so, denn
wieder einschalten war nicht! Na Joe, denn mach dir mal ne
„Waffel“, Herr „Indschenör“!

Die Ursache war schnell gefunden,
der Überspannungs-Schutzstecker hatte ausgelöst, auf Kurzschluss
geschaltet und der Varistor im Innern hatte sich zum Schutze von
Inas Anlage in den Opfertod gestürzt. Mit einem vorhandenen
Reservestecker lief alles wieder, „insch-allah“, keine weiteren
Schäden. Natürlich wurde dann später das Eingeweide des Steckers
inspiziert und festgestellt, dass die Spannungsspitze deutlich
250V überschritten hatte. Die Auswirkungen habe ich im Bild
festgehalten und gleich noch den Hersteller des Varistors
festgestellt: S&H-250V, ja Sicher und Haltbar,
deutsche Produktion, zuverlässig auch noch nach 30 Jahren! Auf
der Straße inzwischen lautstarkes Palaver der Nachbarn, da waren
etliche Geräte (Fernseher, Sat-Receiver usw.) abgeraucht,
nachdem wieder mal irgendwer am Trafo gewerkelt hatte. Ob es
hier so etwas wie Schadenersatz durch den Stromversorger gibt
wissen wir nicht, obwohl die Sachlage eindeutig scheint, war
doch weit und breit kein Gewitter in der Nähe. Wieder einmal
hatte sich unsere Vorsorge ausgezahlt.

Nun kommen wir zurück zu meiner
USV aus dem Teil eins. Ach du „heilige Sch…“ beim Einschalten
nur jämmerliches Gepiepse und der zarte Hinweis „battery
fault“. Aha, dachte ich, dieses smarte Gerät, natürlich Made in
China, hatte den Vorfall zum Anlass genommen in den
einstweiligen Ruhestand (noch nicht die ewigen Jagdgründe!) zu
treten und mich über die ausgelutschten Batterien zu
informieren. Nach etlichen Jahren treuer Gefolgschaft und
Funktionabilität konnte ich denen das ganz leicht zugestehen. In
Kemer war kein Ersatzgerät aufzutreiben, obwohl hier in den
letzten Jahren etliche Computerläden aufgemacht haben. Na, denn
mal eine Woche ohne USV gearbeitet und dann Testweise einen
neuen Akku in Antalya erstanden. Doch der alleine reichte nicht
aus, denn es sind wegen der benötigten Leistung vier Stück im
Einsatz. Also wieder auf nach Antalya um ggf. eine neue USV zu
erstehen. Nach einigem Hin und Her in Elektronikshops, mit wenig
sachkundigem Personal, landeten wir mit dem auseinander
genommenen Gerät bei Meister Hasan, ca. 50 Jahre alt und
Betreiber einer kleinen Werkstatt. Ja, alles kein Problem, denn
er wäre südlich von Istanbul der größte Spezi für
Spannungswandler und Akkus. Eine Stunde und etliche Gläser Tee
später stand fest, dass doch alle Akkus ausgetauscht werden
müssten. Seine Testmethoden konnte ich nachvollziehen und gut
heißen. Er würde schon vier Stück aus einem Produktionslot
besorgen. Wieder fünf türkische Minuten (1h) später kam er damit
an. Nun dauerte es nur noch ein halbe Stunde und der USV war
neues Leben eingehaucht. Beste Wünsche zum Abschied und kommt
doch bald wieder, nicht erst wenn es mal was zu reparieren gibt.
Glücklich zu Hause angekommen der ultimative Test, ja sie läuft
und so kann ich an meinen beiden Computern weiter in Ruhe
arbeiten. Gut angelegte 140 TL im Vergleich zu einer neuen für
270 oder gar 400 US-$, die andere Buden uns „reichen Ausländern“
abknöpfen wollten.

Leider währte das Glück nicht
lange, denn nach dem verheerenden Regen am nächsten Tag, 28.01.2009, (Bilder-Bericht
hier)
stellte sich in der Nacht ein heftiges Gewitter ein. Strom war
da, die Rechner liefen und die guten alten Oldies gingen mir
beim Surfen flott (natürlich auch laut) ins Ohr. Ina kam runter
und fragte mich, ob wir wegen des Gewitters nicht besser die
Computer abschalten sollten. Ich verneinte, da ich davon wohl
zuwenig mitbekommen hatte und mich ob der ergriffenen Vorsorge
eigentlich sicher fühlte. Keine fünf Minuten später ein greller
Blitz, ein lauter Rums, ein leichtes „Splash“ in den Geräten und es
roch komisch, na eben ziemlich „elektrisch“. Alle Computer aus
und natürlich das obligatorische „Plop“. Der Strom war weg, das
Gewitter blieb und so wurden von uns erst einmal alle
Verbindungen zum Netz und zu den Antennen gekappt. Punkt um aus,
ab ins Bett und die Fehlersuche auf den nächsten Tag verschoben,
war nun auch spät genug.

Nach dem Frühstück ging es frisch
ans Werk, aber es „plopte“ noch einige Male, bis ich nicht nur
das Netzteil meines Hauptcomputers als Verursacher herausfinden
konnte, sondern feststellte, dass diesmal auch mein
Überspannungs-Schutzstecker ausgelöst hatte. Die Fehler isoliert
und siehe da, die USV hatte diese Attacke heil überstanden, das
war schon mal eine gute Meldung. Im Stecker der Varistor hinüber
und im, zugegebenermaßen alten, Netzteil war ein integrierter
Schaltkreis (IC) abgeraucht, den Heldentod gestorben und hatte
dieses dabei in einen unbrauchbaren „Kurzschlussmodus“ versetzt.
Die Spuren dieser Explosion kann man gut am rußgeschwärzten
Kühlblech daneben erkennen. Warum das Netzteil durchbrannte
bleibt mir ein Rätsel, war es doch durch den Schutzstecker und
die USV vor Spannungsspitzen abgeschirmt. Ich denke mir mal,
dass sich die Sache ähnlich wie mit dem türkischen Wasser
verhält, äußerst aggressiv, denn vor unserem Haus klaffte nach
dem starken Regen ein großes Loch in der neuen Straßendecke.

Nun hieß es wieder mal auf in
die Stadt, Kemer natürlich, Ersatzteile
besorgen. Auf ganzer Linie eine Pleite:
Überspannungs-Schutzstecker, was`n das, Varistor, nie gehört,
Netzteil mit 350 W gibt es in der ganzen Türkei nicht und so weiter
und so fort. Da drang es wieder leise in mein Ohr: „Erwarten sie
nichts, dann werden sie auch nicht enttäuscht“. Meine liebe Ina
wurde langsam sauer, schon wieder nach Antalya! Leider ein
ähnliches Bild, Schutzstecker yok, Varistor yok aber Netzteil
var, 400W für nur 75 TL. Hurra, nun alles läuft wieder und damit
ich einigermaßen ruhig schlafen kann, habe ich die beiden
defekten Schutzstecker provisorisch mit Varistoren aus dem alten
Netzteil repariert. Neue Stecker aus Deutschland sind bestellt!

Mit einem wirksamen Blitzschutz in
den örtlichen Versorgungsnetzen sollte man nicht rechnen, obwohl
ich davon ausgehe, dass es dazu Regeln gibt. Die Einhaltung von
solchen praktischen Hinweisen konnten wir unmittelbar neben
unserem Trafomast erleben. Am Nachbarmast wurde, trotz Hinweis,
die Blitzschutz-Erdung nicht in die Erde versenkt und lag
monatelang an der Oberfläche herum, so eine Art „Luftnummer“.
Nun fehlt das Erdungsblech gänzlich, ist wohl von einem „Hurdatschi“
(Schrotthändler) verwertet worden.

Lange Rede kurzer Sinn, es gab in
der zurückliegenden Zeit etliche Verbesserungen bei der
Stromversorgung. Dank des Ausbaus und der Erneuerung der Netze
hoffen wir, dass dies auch in der kommenden Saison Bestand haben
wird. An die Fahrten nach Antalya, im Fall der Fälle, werden wir
uns wohl oder übel gewöhnen müssen. Hiermit will ich es dieses
Mal bewenden lassen. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass es
in absehbarer Zeit wieder Neues zum Thema Strom zu vermelden
gibt.

Einige kleine Nachbemerkungen:

Wer gerne weitere Anekdoten „Leuschen
und Riemels“, auch zum Strom und seinen Unwägbarkeiten (da war
mal was mit Inas Waschmaschine, Geschirrspüler usw.) hören
möchte, besuche uns in Kemer. Beim
Wandern habe ich genügend Zeit selbige zum Besten zu geben.
Mein Tipp: Wer für längere Zeit
herkommt, sollte unbedingt Überspannungs-Schutzstecker (gibt es
im Baumarkt) mitbringen.

Leider gibt es
auch immer wieder gefährliche Zustände an den öffentlichen
Straßenlaternen. Da fehlen nicht nur die Abdeckungen
(Schrottsammler?), sondern es werden wild Kabel angeschlossen,
um anderswo die Versorgung zu sichern. Also Obacht beim
Spaziergang mit Kindern!

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